Den Geist betäuben, statt Qualität fordern

Dan Mangan (Zweiter von rechts) und seine Band Blacksmith
Auf "Club Meds" beschäftigt sich Dan Mangan mit der Ruhigstellung der Massen.

Es liegt am Alter. Und daran, dass Dan Mangan seit dem vorigen Erfolgs-Album "Oh Fortune" von 2011 Vater geworden ist. Deshalb, sagt der 31-jährige Kanadier, habe er sich mit dem neuen Album "Club Meds" ganz den politischen Liedern zugewandt.

"Einerseits macht dich ein Kind sanfter. Es hebt aber auch die Ansprüche an dich selbst", erklärt er im Interview mit dem KURIER. "Alles was ich tue, bedeutet mehr, weil es nicht nur mich selbst, sondern auch ganz direkt mein Kind beeinflusst. Klar kommt da die Frage auf: In was für eine Welt bringe ich dieses Kind hinein? Darüber habe ich in diesen Songs nachgedacht."

Musikalisch – das erste Mal mit der Band Blacksmith und nicht mehr als Solist unterwegs – zeigt sich Mangan mit "Club Meds" als ambitionierter Singer-Songwriter, der in den vielschichtigen Arrangements häufig experimentiert. Von Mariachi-Sounds über Peter-Gabriel-Flair bis zu Anklängen an Radiohead macht sich Mangan alles zu eigen und liefert damit ein Meisterwerk, das tief unter die Haut geht.

Begeistert

Das übergeordnete Thema in den Texten: Sedierung der Massen! Denn das, sagt er, sei das hervorstechende Merkmal der heutigen Zeit: "Dabei geht es mir aber nicht nur darum, dass die Leute von den Herrschenden ruhig gestellt werden. Es geht darum, dass wir selbst uns mit Alkohol, oberflächlichem Unterhaltungs-Fernsehen oder was auch immer so gerne betäuben, weil das einfacher ist, als von der Existenz eine gewisse Qualität einzufordern. Denn nur wenige Menschen können ihr Leben mit etwas verbringen, das sie dauerhaft inspiriert, wach und begeistert hält. Und ich nehme mich da nicht aus: Was machen wir an einem freien Abend während einer Tour in einer fremden Stadt? Wir saufen, weil uns langweilig ist."

Den Geist betäuben, statt Qualität fordern
Dan Mangan und Band
So geht es in Mangans politischem Album nicht vornehmlich um die Politik der Regierungen, sondern die der "Ratten im Korb, die alle darum raufen, an den oberen Rand zu kommen und nicht in der Masse unterzugehen".

Einer der drastischsten Songs dabei ist "Offred" über den Entzug von Freiheit. Er basiert auf dem Buch "The Handmaid’s Tale" von Margaret Attwood. Darin beschreibt die Autorin eine Frau, die durch eine neue Weltordnung zur Gebärmaschine für reiche Männern gemacht wird. "Das Faszinierende daran ist, dass all die Kontrollmechanismen und die Frauenfeindlichkeit aus der Realität kommen. Attwood hat jede Referenz entweder der aktuellen oder vergangenen Zivilisationen entnommen. Das Buch zeigt, wozu wir Menschen fähig sind."

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