Deep-Purple-Sänger Ian Gillan: Lebenslust statt zehn Jahre Gefängnis
„Zehn Jahre Gefängnis“, sagt Ian Gillan hätte er sich und seiner Band Deep Purple dafür gegeben, ein Album mit Cover-Songs aufzunehmen. Bis die Pandemie kam. Bis diesen Freitag „Turning To Crime“ erscheint, für das die legendäre Heavy-Formation Blues-, Rock- und Boogie-Klassiker neu aufgenommen hat.
„Wir konnten nicht zum Songschreiben zusammenkommen“, erklärt der Frontmann der Band, deren Mitglieder über den Erdball verstreut in der Schweiz, Spanien, England und Florida leben, im Interview mit dem KURIER. „Aber wir konnten andere Songs, die wir lieben, aufnehmen. Wir haben die Tracks herumgeschickt und jeder hat in seinem Heimstudio seinen Part drauf gespielt. Es sollte ein Spaß-Projekt sein, das ich nicht allzu ernst genommen habe. Aber weil wir schon so viele Jahre zusammenspielen, war die Energie und die Lebenslust, die wir erzeugen konnten, ohne im selben Raum zusammenzukommen, fantastisch.“
Gillan schwört, dass bei den das Album begleitenden Fotos kein einziger Stylist involviert war. „Ich hatte eine Foto-Session für einen Jugend-Club an der Küste in Südengland“, erzählt er. „Ich war sechs Monate nicht zum Friseur gekommen, kam dort vom Wind zerzaust hinein, und der Typ schoß dieses Foto. Daraus entstand die Idee, dass wir uns alle so ablichten lassen: Ohne Make-up, frisch aus dem Bett – so als ob uns die Polizei im Schlaf überrascht hätte.“
Mit der Musik von „Turning To Crime“ liefern Deep Purple nicht nur eine unbeschwerte, mitreißende Energie, sondern beweisen auch stilistische Vielseitigkeit. Denn wie seine Bandkollegen liebt Gillan viele andere Genres, hat in „Jesus Christ Superstar“, mit Jazzbands und mit Opernstar Luciano Pavarotti gesungen. Mit diesem Album gegen das Image des reinen Rock-Sängers ankämpfen, will er aber nicht.
„Es ist mir egal, wenn man mich so sieht“, sagt er. „Musik ist für mich die größte Freude. Und die hängt nicht von Bezeichnungen oder Genres ab. Mein Großvater war zwar kein professioneller Opernsänger, aber er hatte die wunderbarste Bass-Bariton-Stimme und trat mit Amateur-Ensembles auf. Meine Oma leitete eine Ballettschule. Dadurch war unser Haus voll mit der Musik von Tschaikowsky und Verdi. Mein Onkel war Jazz-Pianist, und ich hab es geliebt, ihm zuzuhören.“
Viele von diesen Einflüssen, sagt Gillan, konnte er aber ohnehin immer auch mit Deep Purple ausleben. Er erinnert sich an ein Gespräch mit Luciano Pavarotti.
„Er sagte: ,Ian, ich habe dich schon so viele Male ,Smoke On The Water’ live singen hören, und jedes Mal singst du es anders. Ich würde davon träumen, das bei meinen Opern-Parts machen zu können. Aber wenn ich mit meinem Gesang nur einen Millimeter von der Originalaufnahme abweiche, würden mich die Kritiker kreuzigen.’“
Gillan selbst begann im Kirchenchor zu singen, was ihn nachhaltig geprägt hat: „Ich kann mich erinnern, dass ich eine Uniform mit einem weißen Rüschenkragen und einen roten Umhang anhatte. Und ich erinnere mich an diese unglaubliche Freude, meine Stimme mit dem Hall in der fantastischen Akustik der Kirche und im Zusammenspiel mit den anderen Stimmen im Chor zu hören. Ich habe Harmonie-Gesang immer geliebt, egal ob von einem Gospel-Chor oder den Beach Boys.“
Die Kirche mochte er nicht, sagt er. „Ich konnte schon damals nichts mit dem christlichen Glauben anfangen. Und jetzt ist meine Religion Mutter Natur. Daran glaube ich. Und an die Lehren von Darwin.“
Das schlägt sich in den Texten nieder, die Gillan in der Quarantäne für zukünftige Projekte für 2022 und 2023 geschrieben hat. Über die will er aber noch nicht im Detail sprechen. Eine Reunion mit Gitarrist Ritchie Blackmore, mit dem Deep Purple Welthits wie „Child In Time“, „Highway Star“ und „Black Night“ aufgenommen haben, schließt Gillan für die Zukunft aber aus.
Erstens weil Blackmore schon 1993 aus Deep Purple ausgestiegen ist und die aktuelle Besetzung länger zusammen spielt, als die mit Blackmore. Zweitens, weil er glaubt, dass damit alte Wunden aufreißen würden, die jetzt endlich verheilt sind.
„Jeder weiß, dass wir uns im Streit getrennt haben. Wir sind dann unsere eigenen Wege gegangen, separat wieder glücklich geworden, und jetzt auf einem Level, wo wir einander wieder respektvolle Botschaften senden. Es ist gut, so wie es jetzt ist.“
Erstens weil Blackmore schon 1993 aus Deep Purple ausgestiegen ist und die aktuelle Besetzung länger zusammen spielt, als die mit Blackmore. Zweitens, weil er glaubt, dass damit alte Wunden aufreißen würden, die jetzt endlich verheilt sind.
„Jeder weiß, dass wir uns im Streit getrennt haben. Wir sind dann unsere eigenen Wege gegangen, separat wieder glücklich geworden, und jetzt auf einem Level, wo wir einander wieder respektvolle Botschaften senden. Es ist gut, so wie es jetzt ist.“
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