Ein Besserwisser legt seine Gesprächspartner in Ketten

"Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?": Der neue Roman des Bestsellerautors Dave Eggers ("The Circle") ist unerträglich. Das wäre ja an und für sich etwas durchaus Gutes ...

Wo kommt das Geld her? Die Frage ist verständlich. Geld ist ja offensichtlich immer dann vorhanden, wenn es darum geht, Kriege zu finanzieren. Dann sind sogar 20 Milliarden Dollar ein Klacks, um für US-Soldaten in Afghanistan und im Irak Klimaanlagen einzukaufen.

Aber Bildung? Gesundheit? Bei solchen Ausgaben heißt es: Es ist kein Geld da.

Hatten Sie früher einen Schnauzbart?

Diese Frage hingegen ist nicht so gut. Thomas will es von einem Polizisten wissen. Er macht viel Blabla.

Mit Moral

Thomas hat nach und nach sieben Personen gekidnappt – auch einen Astronauten, einen ehemaligen Kongressabgeordneten, einen früheren Lehrer, die eigene Mutter – und in einer aufgelassenen Militäranlage angekettet.

Er hat nicht vor, den Leuten etwas anzutun.

Ein Besserwisser legt seine Gesprächspartner in Ketten
buch

Nur für den Fall, dass sie nicht antworten, droht er mit Elektroschock. Er verhört ein Opfer nach dem anderen. Die Antworten müssen aber so ausfallen, dass sie in seine schwarz-weiße Welt passen. Der Dreißigjährige braucht bloß die Bestätigung, dass er richtig liegt: "Ich bin hier der Mann mit Moral!" ruft er. Alles klar.

"Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?" hat einen auffälligen Titel (ein Zitat aus der Bibel) und folgt einer starken Idee.

Trotzdem sorgt das Buch, das nur aus Dialogen besteht, für Ermattung.

Der amerikanische Bestsellerautor Dave Eggers ("Der Circle") wollte wieder zu viel – und vergaß, die klugen Momente, die er aus dem Chaos schält, schön herzurichten.

Das sind Einzelgespräche, das ist kein Roman. Das ist wie bestes kaltes Roastbeef, eingewickelt in ein Stück Küchenrolle.

Gottes Kunst

Eggers’ Antiheld hat es nicht geschafft im Leben und stellt deshalb alles in Frage.

So in der Art: Sollte – theoretisch!!! – die österreichische Mannschaft ein Fußballspiel verlieren, stimmt mit dem Sport etwas nicht.

"Ihr hättet irgendein Ziel für mich finden müssen", schimpft Thomas und verdächtigt die Elterngeneration sogar, die Ziellinie verschoben zu haben, damit er verlieren muss.

Bevor man ihm länger zuhört, legt man lieber das Buch weg. Leider. Auch die Reaktion, jemand möge den Kidnapper endlich erschießen, ist verständlich.

Der Kerl redet von der "Kunst Gottes"! Er meint die Gunst Gottes. Wird er auf den Fehler aufmerksam gemacht, hat er wieder einen Beweis, dass die Gesellschaft bei ihm versagt hat.

Man gibt sich geschlagen; und vergisst das Ganze sehr schnell.

KURIER-Wertung:

Kommentare