"Das Werk": Kurzschluss zwischen Kraftwerk und Katastrophe

Veronika Glatzner zwischen ionischen Säulen: Monolog einer in der Seilbahn verbrannten Mutter
Jelineks „Das Werk“ fulminant im Wiener Kosmos Theater: Claudia Bossard spannt den Bogen von der Farce zur Tragödie.

Elfriede Jelinek liebt geradezu das Sprachspiel, die Doppeldeutigkeit und das Wortgeklingel. Das kann brüllend komisch sein, das kann aber auch sehr, sehr wehtun.

In ihrem Stücktext „Das Werk“ über Kaprun, 2003 uraufgeführt, verschränkt Jelinek den Bau des Wasserkraftwerks – in den 20er-Jahren geplant, in der NS-Zeit mit Zwangsarbeitern begonnen und 1955 als triumphales Zeichen des wiederauferstandenen Österreichs vollendet – mit der Tragödie vom 11. November 2000: Bei einem durch einen Heizlüfter ausgelösten Brandunglück im Tunnel der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn starben 155 Menschen – und damit ähnlich viele wie beim Bau des Kraftwerks. Man könnte auch sagen: Die Autorin schloss die durch Strom miteinander verbundenen Ereignisse kurz.
Warum das Kosmos Theater, im Jänner 2000 mit einer Jelinek-Rede eröffnet, das Jubiläum gerade mit diesem Stück begeht, erschließt sich nicht. Aber die Schweizer Regisseurin Claudia Bossard gestaltete einen äußerst sehenswerten Abend, der zunächst mit unglaublich viel Witz gehörig vor den Kopf stößt.

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