Am Donnerstag stellte Volkstheaterdirektor Kay Voges seine Pläne für die kommende Saison vor. Bereits zuvor hatte er gegenüber der APA ein äußerst positives Bild gezeichnet: „Der Betrieb läuft, wir freuen uns über eine Verdreifachung unserer Abonnenten und eine Auslastung von 68 Prozent.“ Ganz so toll ist es aber nicht. Es gibt nicht einmal 800 Abonnenten. (Vor 15 Jahren hatte allein das Volkstheater in den Bezirken – man tourt mit einfachen Produktionen durch die Vororte – 6.800 Abos.)
Und die 68 Prozent sind geschönt. Denn im Gegensatz zum Burgtheater, das die zugelassene Maximalauslastung als Maßstab nimmt, geht Geschäftsführer Cay Stefan Urbanek von der Zahl der aufgelegten Karten aus. Man bot in der Regel gar keine Karten für die Plätze im Rang an, daher gab es in dieser Saison (bis Ende April) auch nur 110.000 Karten. Trotz der Verknappung konnten lediglich deren 69.000 ausgegeben werden. Ein Drittel davon verkaufte man zum reduzierten Preis. Das weit kleinere Theater in der Josefstadt kam im gleichen Zeitraum samt den Kammerspielen auf 165.000 Besucher.
Die 68 Prozent beziehen sich zudem bloß auf die große Bühne: Inklusive der anderen Spielstätten sackt die Auslastung auf 63 % ab. (Zum Vergleich: Josefstadt 76 %, Kammerspiele 87 %). Man kann sich ausmalen, wie schlecht das von Calle Fuhr vornehmlich mit eigenen Stücken programmierte Volkstheater in den Bezirken besucht war. Voges und Alexander Kerlin, der leitende Dramaturg, haben nun das Ruder herumgerissen: Es gibt mit Lisa Kerlin eine neue Leiterin – und ein gefälligeres Angebot mit „Frankenstein“ (als Live-Hörspiel), „39 Stufen“ (als trashige Komödie), „Elektra“, „Amadeus“ und „Der kleine Prinz“.
Einen geradezu radikalen Wandel gibt es im Haupthaus: Voges setzt unter anderem die Komödien „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni und „Die Unbkannte aus der Seine“ von Ödön von Horváth an. Und er bringt einen erstaunlich Wien-lastigen Spielplan: Seinen Bruder Nils Voges hat er als Regisseur für die Dramatisierung von Raphaela Edelbauers Roman „Die Inkommensurablen“ verpflichtet. Eröffnet wird die Saison am 8. September mit der Dramatisierung von Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“ in der Regie von Claudia Bauer. Zudem gibt es eine „Todescollage auf Wienerisch“ (mit Texten von H. C. Artmann bis Helmut Qualtinger) – und wieder eine Elfriede-Jelinek-Double-Feature-Show („Die Wand“ und „Wandbefall“).
Voges selbst kreiert mit Akademie-Rektor Johan Frederik Hartle eine „Gameshow für Österreich“, ein Highlight sind die Römer-Dramen von Shakespeare, unter dem Titel „Rom“ kompiliert von Luk Perceval: Sein „Schlachten!“-Reigen ist längst legendär.
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