Das unfassbare Phänomen und die unerträgliche Rosamunde

Konstantin Gropper, Gründer und Mastermind von Get Well Soon
Konstantin Gropper widmet sich mit der Platte "Love" jenem Thema, das er bisher vermieden hat.

"Drum herum geschlichen", sagt Get-Well-Soon-Mastermind Konstantin Gropper, habe er sich um das Thema Liebe –weil sie in der Pop-Musik tausendfach vorkommt. "Deshalb habe ich bisher versucht, andere Themen für meine Songs zu finden. Diesmal wollte ich die Herausforderung annehmen, diesem so breitgetretenen Thema etwas Neues hinzuzufügen."

Kommenden Freitag erscheint mit "Love" der vierte Longplayer des Mannheimers, der sich ein bisschen leichter und poppiger anhört, weniger episch breit arrangiert ist, aber wie immer mit gewinnenden Melodien und unter die Haut gehenden Interpretationen der verträumten Songs punktet.

Was ist das Neue an seinem Ansatz? Gropper muss lachen: "Weil die Liebe ein so subjektives Thema ist, könnte ich einfach sagen: Meine Perspektive. Aber das stimmt halt auch nicht, weil ich wieder viele Figuren aus vorhandenen Storys übernommen habe. Also gebe ich zu: Es wäre vermessen, zu behaupten, dass ich Neues hinzufügen konnte."

Reine Chemie

Weil die Liebe so subjektiv und ein unfassbares Rätsel ist, meint Gropper, sei sie durch alle Epochen hindurch ein so wichtiges Thema in der Kunst: "Man kann die Liebe nicht objektiv beschreiben. Die Wissenschaft versucht es, erklärt sie mit reiner Chemie. Aber was ist das für ein Leben, wenn man diese Einstellung dazu hat?"

Recherchiert hat Gropper viel, bevor er mit "Love" begann. Der erste Plan war, auch Blickwinkel aus der frühen Kulturgeschichte einzubeziehen. Das scheiterte an König Salomo. "Dessen ,Hohelied der Liebe‘ gilt als der literarisch wertvollste Text der Bibel. Aber ich fand den ein bisschen langweilig. Man hätte auch die Minnesänger dazunehmen können. Aber Dinge, die mir näher liegen, haben mich dann doch mehr inspiriert."

Das unfassbare Phänomen und die unerträgliche Rosamunde
get well soon - harvest of art wiesen 2013 - florian wieser
Etwa der Film "Letztes Jahr in Marienbad" von Alain Resnais, der Pate für den Song "Marienbad" war. "Das ist einer der wichtigsten Liebes-Kunstfilme. Aber da sitzt man drinnen und versteht nichts. Für mich war seine Aussage: Man kann das Phänomen Liebe nicht erklären."

Liebes-Katalog

Spaß daran, zu versuchen, das Phänomen zu erfassen, hatte Gropper trotzdem. In sechs von elf Songs, versucht er es mit "Liebe ist ...", kommt auf "It’s A Mess", "It’s A Tender Maze", aber auch "It’s A Catalogue", ein Song, in dem er wie in einem Auktionskatalog Dinge aufzählt, die eine Beziehung prägen.

Die "It’s ..."-Songs sind diejenigen, bei denen Gropper von sich ausging. Die anderen haben andere Protagonisten. "I’m Painting Money" erzählt von der psychisch kranken Künstlerin Else Blankenhorn, die Geldscheine malte, um damit am jüngsten Tag verstorbene Liebespaare erlösen zu können.

Und Rosamunde Pilcher inspirierte den Song "Young Count Falls For Nurse", in dem Gropper die Titel ihrer Verfilmungen auflistet. "Pilcher hat nur zehn Romane geschrieben, es gibt aber 120 Filme. Ich finde die unerträglich. Aber obwohl wir Deutschen nicht zu den Romantikern zählen, ist das das erfolgreichste Format des ZDF."

Get Well Soon auf Tour:

9. März Graz/PPC

10. März Wien/Ottakringer Brauerei

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