Das Leben ist schön, wo ist das Leben?
Kürzlich hat uns der Linzer Künstler Honetschläger in einem Bilderbuch gesagt, dass selbst ein Wasserelf fliegen kann – wenn er will ("Ein Kappa geht nach Tokyo", Schlebrügge.Editor).
"Der Hydrograf" ist da nicht so optimistisch: Franz von Karsch-Kurwitz ist a) Graf und b.) Meeresforscher. Er duftet nach Rosen, auf dem Finger prangt der Familienring, demnächst soll er heiraten, gähn – das Leben ist ein Ritual. Vielleicht, so sinniert er, vielleicht ist Unzufriedenheit ja eine Tugend ...
Dass er im Jahr 1913 in Hamburg an Bord eines Schiffs nach Südamerika geht, hat nichts mit Meeresbeobachtungen zu tun. Er flüchtet. Er wird einen Salpeterhändler kennenlernen, einen Homosexuellen, eine Frau, die nur angeblich Pianistin ist ... und Opium.
Was der Niederländer Allard Schröder auf kleiner Bühne mit wenig Personal alles aus dem Satz "Das Leben ist schön – aber wo ist es???" holt, so unaufgeregt, so eindringlich – das weiß man nicht gleich, aber sehr bald sehr zu schätzen.
Allard Schröder:
„Der Hydrograf“
Übersetzt von Andreas Gressmann.
Mare Verlag. 224 Seiten. 20,60 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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