Das Haus der GeschichteÖsterreich, vor knapp einem Jahr, am 10. November 2018, in der Neuen Burg eröffnet, ist ein armes Schwein. Direktorin Monika Sommerhat ein Team an Wissenschaftern rekrutiert – und dann gibt es fast keine Ausstellungen zu realisieren. Weil nicht klar ist, wie es mit dem Geschichtemuseum weitergehen soll.
Am 4. Jänner 2019 ließ der damalige ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel bekannt geben, dass er ein „Expertenteam zur Weiterentwicklung“ eingesetzt habe. Barbara Glück (KZ-Gedenkstätte Mauthausen), Hans Walter Hütter (Haus der Geschichte der BRD), Constanze Itzel (Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel), Hannah Lessing (Nationalfonds) und Hans-Peter Wipplinger (Leopold Museum) würden das Museum evaluieren und sich mit der Resonanz, dem Standort und der Ausgestaltung befassen.
Das Ergebnis der Evaluierung solle, hieß es, vor dem Sommer 2019 vorliegen. Und die Direktorin sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass wir in der ersten Jahreshälfte 2019 klare Rahmenbedingungen für das Haus schaffen werden.“
Drei Wochen später gab das Kanzleramt bekannt, dass die Experten „erstmals gemeinsam“ mit Sommer, Blümel und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka getagt hätten. Seither herrscht Grabesstille. Und dann kam es zum Kanzlersturz.
Gerüchteweise sollen die grundlegenden Aussagen der Evaluierung vor bereits zwei Monaten getroffen worden sein. Seither werde bloß korrigiert. Der KURIER fragte daher im Büro von Kanzleramtsminister Alexander Schallenberg nach. Die Antwort fiel denkbar knapp aus: „Der Bericht liegt dem Bundeskanzleramt noch nicht vor.“ Dies erstaunt umso mehr, da, wie man hört, die Koordinierung der Evaluierung und das Korrigieren vom Kanzleramt übernommen worden seien.
Vielleicht will man die Ergebnisse – das Haus der Geschichte braucht, wenig überraschend, deutlich mehr Platz und mehr Geld – auch gar nicht genau wissen. Denn dann müsste man reagieren.
Sommer sitzt mit ihrem Team daher quasi im Fegefeuer und entschloss sich bloß, dort zu verharren: Die Schau „Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918“ läuft eben weiter – zunächst bis Dezember 2021. Und der Hitler-Balkon wird weiterhin nicht für künstlerische Interventionen geöffnet. Wiewohl das Votum der Besucher eindeutig ist: Das Knöpfchen zur Frage, ob der „Altan der Neuen Burg“ zugänglich gemacht werden soll, wurde 27.563-mal gedrückt, jenes mit der konträren Frage 7.313-mal.
Man gibt lieber Bücher heraus. Und ohne nachvollziehbaren Grund zeigt man ab dem 26. Oktober für eine Woche die schmucklose, in München aufbewahrte Urkunde aus dem Jahr 996, in der das Wort „Ostarrichi“ erwähnt wird. Und ab 8. November ist die kleine Zusatzausstellung „Nicht mehr verschüttet. Jüdisch-österreichische Geschichte in der Wiener Malzgasse“ zu sehen.
Nicht ganz nachvollziehbar ist zudem die Freude von Johanna Rachinger, Generaldirektorin der für das Museum zuständigen Nationalbibliothek, über die Besucherzahl im ersten Jahr (etwa 90.000, mehr als die Hälfte davon Schüler). Denn allein mit den winzigen Spezialmuseen für Globen, Esperanto und Papyrus kommt die ÖNB auf eine ähnliche Zahl ...
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