Das Gute ist arm, aber siegt immer

Befreite Sizilien von den Bourbonen: Oberst Nievo
Am Ufer des Varmo. 160 Jahre alte Dorfgeschichten aus dem Friaul

So schön ist das. Stressfrei. Sorgenfrei (aber nur beim Lesen). Ippolito Nievo kümmert sich ums Titschen.

Um die Kunst, flache Steine über das Wasser zu werfen, sodass sie springen und rutschen, vielleicht bis ans andere Ufer.

"... und wenn ich von all den Freuden, denen ich mich in meinem Leben hingegeben habe, eine Auswahl treffen müsste, glaube ich, dass ich keinen Zeitvertreib finden würde, der so frei von Mühe und Reue ist wie der, am Varmo und sonst wo getitscht zu haben."

Titschen, so Ippolito Nievo an anderer Stelle, sei eine Hilfe, "unser ödes und unnützes Leben auszuhalten." (Er ging 30-jährig auf der Fahrt von Palermo nach Neapel mit einem alten Dampfschiff im Tyrrhenischen Meer unter.)

Mit Garibaldi

Der Varmo ist ein Flüsschen in Friaul, heiter anzusehen wie eine Waldnymphe – nicht weit entfernt vom Familienschloss in Colloredo di Monte Albano, in dem der Dichter lebte, wenn er nicht gerade mit Garibaldi für ein vereintes, republikanisches Italien kämpfte.

Sein Meisterwerk "Bekenntnisse eines Italieners" erschien zuletzt 2005 in neuer Übersetzung im Manesse Verlag, und es ist traurig, dass es trotzdem vor allem Italienisch-Studenten vorbehalten bleibt.

Das Gute ist arm, aber siegt immer
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"Am Ufer des Varmo" sind drei Dorfgeschichten von Nievo, die 1855/1858 in italienischen Zeitschriften abgedruckt wurden.

Charakteristisch für sie ist, dass das Gute Erfolg hat. "Gut" ist, wer fleißig arbeitet wie der Müller und seine Söhne. "Gut" ist, wer selbstlos auftritt oder zumindest Mitgefühl zeigt mit den noch Ärmeren.

Die österreichische Übersetzerin Karin Fleischanderl schreibt in ihrer Nachbemerkung:

"Zu diesem Lob der Tugend, das Nievo als Dichter des Risorgimento in der Tradition Manzonis und Mazzinis ausweist, ... gesellen sich romantische Elemente wie Rettungen in letzter Sekunde und plötzliches Wiederfnden."

Die Natur menschelt. Sie mag lieblich aussehen – sie kann zornig werden.

Der Varmo z.B. hat sich mit einer Überschwemmung gerächt, weil man eine niedrige Brücke baute, und jetzt hat "der schlaue Fluss" eine höhere durchgesetzt, die ihm "etwas mehr Luft zum Atmen" gibt.

Und die künstlich angelegte Straße, die will die natürliche Einfachheit des Dorfes mit den dunklen, wilden Gässchen nicht stören und schlängelt sich deshalb außen vorbei.

Ippolito Nievo aber ist drinnen in den Gehöften, er beobachtet sehr genau und schaut in die Herzen, schaut in die Töpfe.

Es gibt Polenta und Milch.

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