Trenklers Tratsch: Das absurde Theater rund um Kay Voges' "Endspiel“

Die "Wien-Premiere" der Produktion aus 2012 war bereits: Uwe Schmieder und Frank Genser in "Endspiel"
Die Wien-Premiere von "Endspiel" fand bereits vor einem Jahr statt; das Volkstheater kündigt die Produktion nun gar als "Premiere" an

Die Posse, die Volkstheater-Direktor Kay Voges rund um das "Endspiel" inszeniert, ist bereits absurdes Theater - und gekennzeichnet von falschen Behauptungen. 

Die Produktion hat bereits ein Jahrzehnt auf dem Buckel: 2012 brachte Voges, damals Direktor in Dortmund, das Stück von Samuel Beckett heraus - angereichert mit Zitaten des Dramatikers Wolfram Lotz. Im Jahr 2020 wechselte er nach Wien ans Volkstheater. Er brachte mehrere seiner Inszenierungen mit, darunter "Der Theatermacher". Und eben "Endspiel", reduziert auf die beiden zentralen Figuren Clov und Hamm.

Die "Wien-Premiere" von "Endspiel" fand Anfang Juni 2021, also vor etwas mehr als einem Jahr, statt. Petra Paterno schrieb damals in der "Wiener Zeitung": "Neo-Intendant Kay Voges zeigt Beckett mit Witz, aber wenig Tiefsinn." Die Theaterkritikerin war nicht sonderlich angetan: "Das Stück bricht durch die massiven Eingriffe und refrainartigen Wiederholungen zwar nicht zusammen, aber da sich alles nur mehr um die Paarkonstellation dreht, büßt es doch an Schärfe und Schmerz ein. (...) Absurder Witz? Situationskomik? Befreiendes Auflachen? Perdu!"

Eigentlich hätte "Endspiel" ab dem Herbst 2021 im Repertoire gezeigt werden sollen. Aber es kam nicht dazu - möglicherweise aufgrund der Pandemie. Und Kay Voges baute vielleicht auch auf die Vergesslichkeit: Am 10. Mai, in seiner Jahrespressekonferenz für die kommende Saison, kündigte er ohne zu zögern nochmals die "Wien-Premiere" von "Endspiel" an - für den 30. November 2022.

Wenig später, Ende Mai, verabschiedete sich das Volkstheater in die Sommerpause - hinsichtlich des Vorstellungsbetriebs. Zunächst, von Anfang bis Mitte Juni, war die große Bühne an die Wiener Festwochen vermietet. Und ab 7. Juli mietet sich das ImpulsTanz-Festival ein. Die Nebenspielstätten wären zwar uneingeschränkt zur Verfügung gestanden, aber man dürfte nicht gerade motiviert gewesen sein, dort tatsächlich Programm zu machen.

Und auch in den drei Wochen zwischen Festwochen und Impuls ist oder war im Volkstheater keine einzige Eigenproduktion zu sehen. Aber nun erwachte man kurz aus der hochsubventionierten Lethargie: Man gab bekannt, dass die nächste Vorstellung von "Endspiel" bereits am 1. Oktober zu sehen sein werde. Nein, man sprach natürlich nicht von einer nächsten Vorstellung: Das Volkstheater kündigte sie am 30. Juni in einer Presseaussendung keck als "Premiere" an.

An jenem Tag hätte eigentlich "Der eingebildete Kranke" von Molière in der Regie von Leander Haußmann herauskommen sollen. Doch die Produktion wurde jetzt abgesagt. Die offizielle, durchaus hinterfragenswerte Begründung: "Im zeitlich geplanten Probenrahmen führten coronabedingte Einschränkungen und konzeptionelle Probleme zu dieser einvernehmlichen Entscheidung zwischen Regisseur Leander Haußmann und dem Volkstheater."

Mit "Endspiel" könnten alle geplanten Abo-Vorstellungen (inklusive des Premieren-Abos!) terminlich gehalten werden. Ob die 80 Minuten Beckett mit Lotz allerdings ein vollwertiger Ersatz für eine Inszenierung von Leander Haußmann sind? Ihrem Tratschpartner ist noch die legendäre Inszenierung von George Tabori mit Gert Voss und Ignaz Kirchner aus 1998 im Akademietheater in Erinnerung. Sie konzentrierte sich ebenfalls auf die beiden Hauptfiguren. Und das Bühnenbild entstand wie nebenbei - gezeichnet mit Kreide...

 

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