Dance-Projekt von Lambchop-Star Kurt Wagner

Dance-Projekt von Lambchop-Star Kurt Wagner
Der Musiker im KURIER-Interview

Nein, Kurt Wagner, Frontmann der Alternative-Country-Band Lambchop, wollte nicht abnehmen, als er vor einigen Jahren einen Monolog des Komikers Buddy Hackett über Diätpillen entdeckte. Er war auf der Suche nach alten Musikaufnahmen, fand eine Website, für die ein Sammler all seine Vinyl-Platten digitalisiert hatte. "Darunter war dieser faszinierende Monolog", erzählt Wagner im Interview mit dem KURIER. "Ich dachte gleich, der könnte ein hoch interessantes Dance-Stück abgeben. Das lag nicht am Rhythmus der Sprache, sondern an dem Inhalt, dem Humor. Und daran, dass ich damals Diätpillen mit Aufputschmitteln, und die wiederum mit EDM assoziierte."

Soeben ist dieses Stück – "The Concept" genannt – erschienen. Es ist ein Teil des Albums "The Diet", mit dem sich Kurt Wagner und seine Lambchop-Mitstreiter Ryan Norris und Scott Martin ganz elektronischen, tanzbaren Rhythmen verschrieben haben.

HeCTA nennen sie sich dabei. Und Wager gibt laut lachend zu, dass es bei der Arbeit an dem Projekt "unglaublich viele" Fehlversuche gab: "Aber das ist das Tolle am Musikmachen mit dem Computer: Du klickst einfach auf delete und weg sind sie."

Was blieb sind pumpende, pulsierende Tracks, die in den Sounds an die 80er-Jahre erinnern und in einen spannenden Kontrast mit Wagners unaufgeregter, abgeklärter Stimme treten. Songs, wie "Sympathy for The Auto Industry" or "Change Is In Our Pocket", die mit witzigen, Werbespot-artigen Schlagzeilen auch ernste Themen aufgreifen.

Was genau Wagners Ziel war: "Ryan und Scott sind tolle Elektronik-Musiker, machen das seit Jahren mit ihren Nebenprojekten. Allerdings rein instrumental und experimentell. Ich wollte das mit dem zusammenbringen, was ich Songwriting nenne."

Synthesizer

Obwohl Wagner aus der Country-Hochburg Nashville stammt, kam er schon als Teenager mit elektronischer Musik in Kontakt: "Bei uns gab es einen Typen namens Gil Trythall, der ein Pionier auf dem Gebiet der Synthesizer war, damit klassische Musik nachspielte. Ich ging mit seiner Tochter in die Schule und war auf vielen seiner Konzerte. Das waren verrückte Veranstaltungen, weil ein Synthesizer damals so groß war, wie ein Orchestergraben. Aber für mich war das atemberaubend. Heute, wo sogar dein Telefon mit dir spricht, hat man sich an so etwas gewöhnt. Aber damals war das ein Mysterium: ,Woher kommen diese Klänge?‘"

Um sein Songwriting mit diesen Klängen zu verbinden musste Wagner seine Art, Texte zu schreiben, überdenken: "Nachdem die ursprüngliche Idee auf dem Buddy-Hackett-Track basierte, war mir der Humor sehr wichtig. Aber kein Komödiant redet so viel wie ich. Da geht es um wenige, schlau gesetzte Worte, um Pointen. Und das passte sehr gut zum Flair unserer Dance-Beats."

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