Coronavirus: Drehstopps und Milliardenverluste in Hollywood
Die Covid-19-Pandemie mit rapide steigender Zahl von Infizierten und Toten zeigt immer mehr Parallelen mit Katastrophenszenarien "Made in Hollywood". Auch der Unterhaltungsbetrieb liegt lahm. Film- und TV-Produktionen werden gestoppt, Kinostarts weltweit abgesagt, Messen und Festivals gecancelt. Geht der Stillstand über Monate, rechnen Branchenkenner mit Kinokasseneinbußen bis zu 20 Mrd. Dollar.
Als es in China begann
Der erste Einbruch kam schon im Jänner mit der Schließung der Kinos in China, dem Ursprungsland des neuartigen Virus, zugleich der zweitgrößte Kinomarkt nach USA und Kanada. Im Februar dann das vorläufige Aus für Tom Cruise und "Mission: Impossible 7". Drei Wochen lang wollte Regisseur Christopher McQuarrie in Italien drehen, wo schon das Virus grassierte. Anfang März wurde dann der Start des neuen James-Bond-Films "No Time to Die" um sieben Monate auf November verschoben - "nach sorgfältiger Überlegung und gründlicher Bewertung des weltweiten Kinomarktes", so die nüchterne Begründung. Wegen des Coronavirus war zuvor schon die gesamte Werbetour in China abgesagt worden.
Länger gedulden
In den letzten Tagen traf es weitere Blockbuster: "Fast & Furious 9", "The New Mutants", "Mulan", "Peter Hase 2", "A Quiet Place 2". Fans müssen sich nun länger gedulden, bis diese Filme ins Kino kommen. John Krasinski, Regisseur des Horrorfilms "A Quiet Place 2", kommentierte den Aufschub auf Instagram. Seinen Film sollte man zusammen mit anderen Leuten im Kino erleben. "Jetzt ist offensichtlich nicht die richtige Zeit dafür." Nach China, Italien und Polen machen auch in anderen Ländern immer mehr Lichtspielhäuser dicht.
In den USA bleiben die meisten Kinos vorerst noch geöffnet, doch sie geben nur die Hälfte der Tickets aus, um mehr Platz und damit mehr Abstand zwischen den Besuchern zu schaffen. Die Hollywoodstudios setzen die Empfehlung "Social Distancing", also auf Distanz zueinander gehen, um Ansteckungen zu vermeiden, radikal um.
Massiver Drestopp
Das Disney-Studio gab am Freitag einen massiven Drehstopp bekannt, Begegnungen am Set werden damit vermieden. Betroffen sind unter anderem Großprojekte wie "The Little Mermaid", Guillermo del Toros "Nightmare Alley" und Ridley Scotts Historiendrama "The Last Duel" mit Matt Damon und Ben Affleck. Der Streaming-Dienst Netflix will vorsichtshalber mindestens für zwei Wochen die Produktion von Filmen und TV-Shows in den USA und Kanada einstellen.
Tom Hanks erkrankt
Der positive Coronavirus-Test bei Tom Hanks hatte am Set in Australien zum sofortigen Abbruch der neuen Produktion von Regisseur Baz Luhrmann geführt. Das Biopic vom Studio Warner Bros. ist eine noch titellose Filmbiografie über die Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley, in der Hanks dessen Manager Colonel Tom Parker spielt. Der zweifache Oscar-Preisträger und seine Frau hatten die Diagnose am Donnerstag in den sozialen Medien bekannt gegeben. Sie seien nun in Quarantäne und würden "jeden Tag nehmen, wie er kommt", gab Hanks betont locker von sich.
Düstere Prognosen
Branchenexperten in Hollywood geben unterdessen eine düstere Prognose. Sie rechnen schon die möglichen Milliardenverluste durch die Corona-Krise hoch. 20 Milliarden Dollar könnten allein an den Kinokassen in diesem Jahr fehlen, vor allem, wenn die lukrativen ausländischen Märkte einbrechen, berichtete am Freitag das Filmblatt "Hollywood Reporter". 2019 flossen weltweit noch mehr als 42 Milliarden Dollar in Hollywoods Kassen.
Messen abgesagt
Abgesagt ist auch schon die jährliche Fachmesse CinemaCon, bei der die Filmtheaterbranche Ende März in Las Vegas die neuesten Hollywoodprojekte vorstellen wollte. Auch die renommierten Filmfestivals Tribeca in New York und das Internationale Film Festival in San Francisco (beide für April geplant) sind abgesagt geworden. Das sind schlechte Vorboten für Cannes, wo die 73. Filmfestspiele Mitte Mai (noch) auf dem Plan stehen. Eine Absage würde die schon kränkelnde internationale Branche schwer treffen.
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