Sex! Alles andere ist Wartezeit
Zwei Geparde schauen in die Wüste, auf eine Straße liegt ein Kopf, auf einem Gehsteig liegt ein anderer Kopf, ein Mistkübelwagen leert eine Frauenleiche aus, in einer Bar sagt ein Mann zum Geschäftspartner: „Ich würde gern vergessen, wie Malkina meinen Wagen gevögelt hat.“ Irgendwo gähnt ein Hund.
Moment, so geht das nicht. Das ist ein Buch des spätestens seit der Apokalypse „Die Straße“ vergötterten Amerikaners Cormac McCarthy, der heuer 80 wurde.
Das ist sein Drehbuch zu Ridley Scotts Film „The Counselor“. Er startete vorige Woche mit einer KURIER-Kritik, in der vom schwülstig-philosophischen Gefasel der mitwirkenden Gangster zu lesen war.
Das kann im Rowohlt-Taschenbuch nicht anders sein. Trotzdem reizt „Der Anwalt“ (übersetzt von Nikolaus Stingl, 160 Seiten, 13,40 Euro) mehr: Brad Pitt, Cameron Diaz usw. lenken nicht ab. Man ist schrecklich allein mit gierigen Typen: Ein Anwalt steigt ins Drogengeschäft ein, eine Intrige lässt den Deal scheitern, das mexikanische Kartell holt sich die verantwortlichen Köpfe. Man ist schrecklich allein mit dem Sex anderer: Nur Sex zählt außer Geld, alles andere ist Wartezeit. Man ist schrecklich allein mit McCarthys fatalistischem Gesang, der diesmal eine Künstlichkeit erreicht, über die man schmunzeln kann.
KURIER-Wertung:
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