Benedikt Haid und Martin Embacher wollten mit dem Design in Schwarz-Weiß bzw. der Typografie „Drive“ vermitteln; das ist ihnen gelungen. Zu sehen sind viele Fotos (Rindt mit Udo Jürgens, Rindt mit Josef Krainer, Rindt im Cockpit, Rindt mit Playboy) – und auch der Terminkalender 1970: Am 12. Dezember findet man mit Bleistift den Eintrag „Paris?“. An diesem Tag wurde ebendort der Formel-1-Titel verliehen. Jochen Rindt irrte sich mit seinem Satz „Bei Lotus kann ich Weltmeister werden oder sterben“ nur im „oder“: Er wurde Weltmeister – aber eben posthum.
Der Fokus der Schau liegt aber auf den ersten zwei Lebensjahrzehnten: Karl Jochen Rindt wird am 18. April 1942 in Mainz geboren, wo sein Vater eine Gewürzmühle betreibt. Seine Mutter, eine Grazerin, ist „eine selbstbewusste Frau mit einem Faible für Autos und Flugzeuge“.
Das Dritte Reich erreicht wenig später seine größte Ausdehnung. Im Sommer 1943 kommen die Eltern in Hamburg bei einem Luftangriff ums Leben. Rindt erbt die Mühle und wächst bei seinen wohlhabenden Großeltern am Ruckerlberggürtel, der besten Wohngegend von Graz, auf. Hugo und Gisa Martinowitz sind überzeugte NSDAP-Mitglieder. Ein ärztliches Gutachten befreit den Juristen Martinowitz 1947 von „Sühnefolgen“ und beruflichen Einschränkungen.
Die „privilegierte Herkunft“, so ist in der Schau zu lesen, verleiht Rindt eine Sonderstellung. Die Schüchternheit legt er bald ab: Er rebelliert, schert sich weder um seine Ausbildung noch um Regeln, er rast mit dem Sissi-Moped durch Graz und will Rennfahrer werden.
Man sieht Fotos aus der Kindheit und Jugend, Schulzeugnisse (es dominiert das „Genügend“) und Eintragungen über Karzer – etwa für „ein das Ansehen der Anstalt gefährdendes Verhalten auf der Straße“. Rindt verlässt das Pestalozzi-Gymnasium unter dem Jahr, seine Großeltern bringen ihn in der berüchtigten Privatschule des ehemaligen SS-Offiziers Wilhelm Höttl in Bad Aussee unter, die auch André Heller besuchen musste. Sein Klassenkamerad ist Helmut Marko, der ebenfalls Rennfahrer wird. Rindt maturiert 1961. Von seinen Großeltern bekommt er einen Simca geschenkt, den er modifiziert (was 5 km/h bringt). Er fährt damit erste Rennen, etwa über die Riesstraße – und landet gleich im Graben.
Im letzten Raum hängt ein Plan von Graz; Orte, die mit Rindt in Verbindung stehen (darunter frequentierte Polizeiwachstuben und Lieblingslokale), sind markiert. Und Weggefährten – wie Marko – erinnern sich. Man hört den Anekdoten gerne zu.
1962 geht Jochen Rindt nach Wien, er inskribiert an der Hochschule für Welthandel, legt aber nie eine Prüfung ab. Seinen Durchbruch als Rennfahrer feiert er 1964 in Crystal Palace. Und dann folgt die Jochen-Rindt-Show.
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