Colin Cotterill: Der alte Held kommt ohne Rollator aus

Colin Cotterill, 1952 in London geboren, lebt in einem Fischerdorf am Golf von Thailand.
Eine der besten Krimiserien der Welt kümmert sich um die Millionen Bomben auf Laos.

Was sehr wichtig ist – für den britischen Schriftsteller Colin Cotterill sowie für Leser:

Dass Dr. Siri mittlerweile 74 Jahre alt ist, aber er sich weder am Rollator festhält, noch Anzeichen von Demenz hat.

(Moment, Moment! Dass in ihm ein 1000 Jahre alter Schamane haust, mit dem er manchmal spricht – das hat nichts mit seinem Kopf zu tun. Das ist halt so. Dr. Siri ist wirklich fit. Eben erst hat er geheiratet. Man prophezeit ihm sogar ein Baby.)

In der Literatur gibt es zu wenige intelligente und agile Helden höheren Alters.

Das hat Cotterill gestört. Deshalb erfand er diese Romanfigur und dachte dabei wohl an seinen Vater, der noch mit 80 auf dem Dach Reparaturen ausführte.

Die Serie mit dem einzigen, dem einzigartigen Pathologen von Laos brachte frischen Wind ins Krimi-Genre.

Nicht nur, weil Dr. Siri mitunter im Dschungel mit den Geistern tanzt.

Die kommunistische Regierung der 1980er-Jahre mag ihn ja nicht besonders. Aber sie lässt ihn nicht in Pension gehen, weil es an medizinischem Nachwuchs mangelt.

... und jetzt ist es Zeit, um das Patriotische Arbeitslied Nr. 17 zu singen, "Wir wollen jäten für die Republik".

Tja

Colin Cotterill: Der alte Held kommt ohne Rollator aus
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Soeben ist Band acht erschienen. Die Romane werden immer besser ... wie übrigens auch Andrea Camilleris Krimis mit Commissario Montalbano.

Wir zitieren, leicht gekürzt, die Eröffnungsszene:

Dr. Siri und Madame Daeng saßen auf der Kante des muffigen Bettes und betrachteten die Leiche, die am Türknauf hing.

"Tja", sagte Daeng.

"Du sagst es", bekräftigte Dr. Siri, der ihr Ehemann ist.

Zitat Ende.

In "Dr. Siri und der explodierende Drache" werden Bomben aus der Vergessenheit geholt, die Amerika sogar gern vergisst, denn bis heute wurde kein Schadenersatz geleistet.

Laos verhielt sich während des Vietnamkrieges neutral. Trotzdem wurden dort zwischen 1964 und 1973 zwei Millionen Tonnen Bomben abgeworfen – so viel wie im Zweiten Weltkrieg auf Deutschland und Japan zusammen.

530.000 Fliegerangriffe.

Begründet wurde es von den USA damit, dass die Versorgungsroute der Vietcong, der Ho-Tschi-Minh-Pfad, zum Teil durch den laotischen Urwald führte.

Senator Edward Kennedy stellte schon 1969 in einem US-Unterausschuss fest: Durch die Bombardements haben 400.000 Laoten Haus und Hof verloren.

Und dann ging’s weiter.

Heute liegen noch 80 Millionen Blindgänger im Boden und verstümmeln die Bevölkerung.

Wenn Dr. Siri Humor zeigt, so tut er es, um überleben zu können.

KURIER-Wertung:

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