Coldplay setzen mit ihrem neuen Album auf Hits statt Innovation
2019 erschien „Everyday Life“, das achte Studio-Album von Coldplay. Es war das bei Weitem am schlechtesten verkaufte Werk der Band. Die breite Masse goutierte nicht, dass die Briten dabei experimentiert und neue musikalische Wege gesucht haben.
Vielleicht hat das Quartett deshalb mit seinem heute erschienenen Album „Music Of The Spheres“ auf Sicherheit gesetzt und seinen gewohnten Sound ein Stück mehr in Richtung Pop und Charts getrimmt.
Dafür haben sich Coldplay den schwedischen Produzenten Max Martin geholt, der hinter Welthits von Britney Spears, Pink und Katy Perry steckt. Einen ersten Vorgeschmack darauf bot schon im Sommer der Song „Higher Power“ – ein fröhlich dahintänzelnder Pop-Ohrwurm mit tickendem Rhythmus in der Strophe und monumentaler Instrumentierung im Refrain. Die meisten Songs von „Music Of The Spheres“ gehen in diese Richtung, geben den Fans, was sie bisher an Coldplay geliebt haben: Große Melodien, Martins hohe Stimme, Pathos in den Liebesliedern, fast naives Bemühen um Positivität, wenn es um Soziales und das Menschsein in der heutigen Zeit geht.
All das wirkt aber seichter und emotional distanzierter, als man es an anderer Stelle von Coldplay schon gehört hat. Anders als bei Hits wie „Fix You“, „Clocks“ und „Yellow“ kommt nicht rüber, dass Martin meint, was er da singt, dass es ihm ein drängendes Anliegen ist, all das zu kommunizieren.
Daran ändert auch nichts, dass Coldplay sphärisch-schwebende Instrumental-Kurzstücke und das rockige „People Of The Pride“ zwischen die Pop-Songs schieben. Leidenschaftlich involviert klingen sie nur, wenn Martin in „Let Somebody Go“ (ein Duett mit Selena Gomez) alleine am Klavier einer verlorenen Liebe nachtrauert, und die Band „Coloratura“ zu einem verspielten, cineastischen, zehnminütigen Epos mit unterschiedlichen Teilen und Stimmungen ausbaut.
Begleitet wird „Music Of The Spheres“ von einer Marketingkampagne, die mit der genauso merkwürdigen wie aufsehenerregenden Zusammenarbeit von Coldplay mit der K-Pop-Superstar-Band BTS für „My Universe“ beginnt. Sie endet beim losen Konzept von einem imaginären Sonnensystem, in dem jeder Track einem Himmelskörper mit Fantasienamen entspricht und fünf davon statt Titel Emojis haben.
Dieses Marketing und der poppige, makellos produzierte Sound tun ihre Wirkung: Im größten Musikmarkt, den USA, haben Coldplay mit „My Universe“ einen Nummer-eins-Hit – erst den zweiten in ihrer Karriere.
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