Coldplay: Herzeleid unterm Schleier

Chris Martin, Frontmann der britischen Band Coldplay, offenbart alles und hält die Hörer trotzdem lieber auf Distanz
Das neue Coldplay-Album ist ein Abbild der Trennung von Sänger Chris Martin.

Es ist kein Trennungs-Album. Es beschäftigt sich nur damit, dass man versucht, erwachsen zu werden."

So distanziert beschrieb Coldplay-Sänger Chris Martin kürzlich in einem Interview mit BBC Radio 1 das Thema von "Ghost Stories", dem sechsten Studio-Album des britischen Quartetts.

Aber natürlich ist in jeder Textzeile zu hören, dass es in den neun Songs nur um die Trennung von seiner Frau Gwyneth Paltrow geht. Da singt er etwa in "Magic", dass er immer noch an die Magie ihrer Beziehung glaubt und mit niemand anderem zusammen sein will. Oder er bittet sie in "True Love", ihm zu sagen, dass sie ihn noch liebe – und zu lügen, wenn sie’s nicht tut.

Hypnotisch

All das setzen Coldplay in den Kontext eines Sounds, der geradliniger und elektronischer daherkommt, als man es von den Stadion-Rockern gewohnt war. Häufig beginnen die Songs mit verträumten oder hypnotisch pochenden Synthesizer-Sounds. Eher selten fungiert das Pianospiel von Martin als instrumentale Basis. Und die Gitarren setzten nur mehr sporadisch Akzente in die Klanglandschaften.

Wo Coldplay früher mit U2 verglichen wurden, drängen sich jetzt bisweilen sogar Erinnerungen an Sigur Ros auf. Und in "Midnight" lässt sich Martin seinen Falsett-Gesang sogar vom Computer verfremden.

Ein mutiger Schritt ist das schon. Ein ansprechender Sound – aber nicht mehr der sofort einnehmende, Radio-taugliche, den man von Hits wie "Paradise" kennt.

Das liegt einerseits an der Instrumentierung, andererseits an den Melodien. Da gibt es keine, die zum Mitsingen zwingt, oder mit überraschenden, nicht an den Coldplay-Backkatalog erinnernden Wendungen auffällt.

Verwunderlich

Kurz gesagt: Kaum ein Song geht spontan so tief, dass die Gänsehaut kribbelt. Das ist angesichts der Thematik verwunderlich. Man hat das Gefühl, Martin will zwar all seinen Trennungsschmerz in die Musik stecken – aber die Hörer daran nur durch einen Schleier teilhaben lassen.

Denn richtig greifbar wird seine Traurigkeit erst beim letzten Song "O", der mit seiner Stimme und seinem Pianospiel mehr Gefühl transportiert als alle davor.

Bilder: Chris Martin und Gwyneth Paltrow

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