Peymann-Begräbnis in Wien? "Diese Trauer-Zeremonie wäre ihm wichtig"

Der deutsche Theatermacher Claus Peymann, langjähriger Burgtheaterdirektor und späterer Direktor des Berliner Ensembles, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in Berlin nach langer, schwerer Krankheit. In Erinnerung bleiben wird Peymann nicht nur für seine legendären Thomas-Bernhard-Inszenierungen, sondern auch für seine markigen Sprüche.
Peymann war 13 Jahre lang Direktor des Wiener Burgtheaters und hat mit seinen kompromisslosen und werktreuen Inszenierungen das Publikum immer wieder überrascht. In der ZiB2 am Mittwoch-Abend war Karin Bergmann zu Gast. Bergmann war selbst Direktorin des Burgtheaters und lange Wegbegleiterin von Peymann.
Ex-Burgchefin: "Theater hat sein Leben beherrscht"
"Wenn man über Theater spricht, über Theater nachdenkt, dann kommt man an Peymann nicht vorbei", sagt Bergmann, "Er hat Theater durch und durch gelebt, es gab für ihn nur Theater. Es hat sein Denken beherrscht, es hat sein Leben beherrscht. Und vielleicht passt da dann auch die Vokabel Gigant."
Der Heldenplatz-Skandal
Peymann sorgte schon mit seinem Engagement in Wien für Wirbel, als er 1986 aus Bochum ans Burgtheater kam. Auch mit der Inszenierung von Thomas Bernhards Drama "Heldenplatz" im Jahr 1988 sorgte er für Aufregung. Bergmann habe das "an vorderster Front erlebt. Ich war die Pressesprecherin des Hauses. Und ich war sozusagen am Anfang überrascht über die Vehemenz und die Feindlichkeit, die uns entgegengebracht wurde." Gleichzeitig habe sie aber auch die Leidenschaft und Begeisterung der Stadt und des Publikums gespürt. "Aber es ist schon so, dass der sogenannte Heldenplatz-Skandal, dem man immer dem Peymann zuschreibt, nicht von ihm, sondern von den Medien gemacht wurde." Hier sei sein Skandal "konstruiert" worden: "Letztlich hat das Theater gesiegt."
Und trotz allem habe Peymann den Wirbel, die Provokation genossen. "Das war seine Stimulanz, das war sein Elixier." Der Deutsche habe aber Jahrzehnte an die Kraft des Theaters geglaubt. Politisch sei er ein Linker gewesen, als Künstler konservativ. "Er war natürlich jemand, der auf eine gewisse Art und Weise Theater gemacht hat, wie es heutzutage nicht mehr so oft passiert. Er hat ganz klar und einfache Geschichten erzählt", sagt Bergmann. Es habe immer wieder Dinge gegeben, "wo die Leute so angedockt haben, dass er quasi der Rattenfänger war."
Ein Grab in Wien?
Mit seinem sehr selbstbewussten und teilweise "despotischen Stil" (wie es Armin Wolf ausdrückte) könne man heute wohl kein Theater mehr führen: "Dass er natürlich oft einen Ton anklingen ließ, der aus der Zeit gefallen scheint, ist vollkommen richtig." Gleichzeitig gab es eine große Sensation für Österreich und österreichische Autoren. "Sie sind nicht nur sprachgewaltig, sondern es ist eine unglaubliche Musikalität und Poesie in diesen Texten. Und ich glaube, das ist sehr verführerisch für Piefke", meint Bergmann.
Peymann sei jedenfalls nicht "der liebe Gott" gewesen, er hätte aber sehr gern alles bestimmt: "Und das hat er auch versucht. Und da er natürlich jemand ist, der nicht nur die Überzeugungskraft hatte, sondern auch die Verführungskunst, ist da sehr viel gelungen."
Blieb noch die Frage, wo Peymann nun seine letzte Ruhe finden würde? Das Ehrenmitglied des Burgtheaters hätte Anspruch auf ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. "Ich glaube, dass es ihm sicherlich wichtig ist, diese wunderbare Trauer-Zeremonie am Burgtheater zu haben. Aber ich weiß, dass er sich zu seinen Lebzeiten auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin ein Grab gekauft hat. Und schauen wir mal, wie die Familie seine Wünsche auslegt."
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