"Classic Quadrophenia": Neue Sensibilität

Rachel Fuller mit ihrem Lebenspartner Pete Townshend: In Wien gab es stehende Ovationen für das Paar.
Die Klassik-Version der Rock-Oper bewegte - auf andere Art als das Original.

Als "Oratorium" bezeichnet Who-Gitarrist Pete Townshend gerne die Klassik-Version seiner Rock-Oper "Quadrophenia". Denn damit hat seine Lebenspartnerin Rachel Fuller, die das Werk orchestrierte – eines der prägendsten Alben der Rockgeschichte in ein anderes Genre transferiert.

Das wurde bei der Aufführung von "Classic Quadrophenia" im Wiener Konzerthaus – mit der Wiener Singakademie und der Philharmonie Bohuslav Martinu – schnell deutlich. Den die meisten Songs dieses Zyklus, der die Geschichte des in seiner Persönlichkeit vierfach gespaltenen Mod-Jungen Jimmy nachzeichnet, bekommen damit auch eine andere Sensibilität.

Während Who-Sänger Roger Daltery (der Jimmy der Original-Version) genauso verletzlich wie hysterisch, wütend und paranoid klang, ist Opernsänger und Musical-Darsteller Alfie Boe mit seinem klaren, makellosen Gesang und der Unterstützung von Chor und Orchester eher ein verzweifelter, in sich gekehrter, klagender Jimmy.

Ob das noch die Figur ist, die Townshend im Sinn hatte, als er 1973 "Quadrophenia" komponierte, sei dahingestellt. Denn für die Frage, ob derlei Transfers von Rock-Musik in die Klassik überhaupt nötig sind, gab die Aufführung Argumente in jede Richtung. Zwar verliert etwa der fetzige Klassiker "5:15" deutlich an Kraft, wenn ihm Townshends Gitarren, Bass und Drums entzogen werden. Andererseits ist die finale Hymne "Love Reign O’er Me" mit dem mächtigen Orchester noch triumphaler als sie es im Original schon war.

Alles in allem war "Classic Quadrophenia" im Konzerthaus aber ein durchaus bewegender Abend – der nicht unverdient mit stehenden Ovationen für Townshend und Fuller endete, die in einer Loge zugesehen hatten.

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