Christian Brey: „Ich war immer eher ein Komödiant“

Christian Brey: „Ich war immer eher ein Komödiant“
Christian Brey im Interview. Der Harald-Schmidt-Zögling inszeniert am Volkstheater Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“

In der Not frisst der Teufel Fliegen. Und das von Direktorin Anna Badora verkopft programmierte Volkstheater spielt klassische Komödie.

Eigentlich wäre die Saison Anfang Mai zu Ende gewesen. Doch die Sanierung des Gebäudes wurde aus Finanzierungsgründen um ein Jahr verschoben – und so brauchte man noch schnell einen Spielplan-Füller. Die Wahl fiel auf Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ aus dem Jahr 1965. Der junge Bildhauer Brindsley Miller „leiht“ sich von seinem verreisten Nachbarn, einem Antiquitätenhändler, kostbare Stücke aus, um seine Wohnung im Wortsinn „aufzumöbeln“. Schließlich haben sich ein russischer Kunstsammler und der Vater seiner Freundin Carol angesagt. Doch dann verursacht ein Kurzschluss einen definitiv zu lang anhaltenden Stromausfall.

Die Premiere findet am 11. April statt, die Hauptrolle verkörpert Thomas Frank, Regie führt – erstmals in Wien – der 1973 in Geldern am Niederrhein geborene Schauspieler Christian Brey.

KURIER: Sie haben etliche Jahre mit Harald Schmidt und auch für seine Late-Night-Show gearbeitet. Wie kann es dazu?

Christian Brey: Über das Theater. Harald Schmidt ist ja Schwabe und hat in Stuttgart Schauspiel studiert. Bevor er als Anfänger nach Augsburg ging, arbeitete er als Statist am Staatstheater Stuttgart. Ein großer Traum von ihm war, dort einmal zu spielen. Er stand dann tatsächlich dort auf der Bühne – mit einem Kabarettprogramm. Das war ein Benefiz-Abend für ein Kinderkrankenhaus. Weil ich schon immer ein großer Fan von ihm war, hab ich mir das angeguckt. Ich war als Schauspieler am Staatstheater engagiert. Danach lernten wir uns in der Kantine kennen. Und dann ist die Idee entstanden, dass er tatsächlich am Staatstheater eine Produktion macht. Er wollte einen Elvis-Presley-Liederabend wiederauferstehen lassen, den er als Schauspielschüler gefühlte 50 Mal, wie er sagte, gesehen hat. Ich wollte unbedingt mitmachen. Mein Problem ist aber, dass ich nicht singen kann. Ich habe mich daher angeboten, den Abend szenisch einzurichten. So kam ich im Herbst 2007 über „Elvis lebt. Und Schmidt kann es beweisen“ zur Regie.

Der Abend muss ein ziemlicher Erfolg gewesen sein.

Ja, es gab auch viele Gastspiel-Einladungen. Daher haben wir im Jahr darauf aus Hamlet ein Musical gemacht, „Der Prinz von Dänemark“ – wieder von und mit Harald Schmidt. Wir spielten gemeinsam in zwei Stücken von René Pollesch und machten eine dritte Inszenierung, „Volpone“. Weil wir derart viel Zeit miteinander verbrachten, holte er mich ins Team. Er baute gerade seine Fernsehsendung neu auf und versammelte eine Gruppe von jungen Leuten um sich. Jan Böhmermann war dabei, Katrin Bauerfeind und Klaas Heufer-Umlauf.

Was war Ihre Aufgabe?

Ich drehte Einspieler und hatte kleine Auftritte in der Sendung, parodierte Prominente oder Ausdruckstanz.

Die Komödie war schon davor Ihr Metier?

Ich war immer eher ein Komödiant, hab z. B. nie den Hamlet gespielt. Natürlich bin ich von Pollesch beeinflusst. Auch für seine Diskurskomödien braucht man komödiantisches Talent.

Aber das Spielen gaben Sie recht bald auf.

Ich entdeckte eben, dass mir das Regieführen mehr Spaß macht, und profitierte davon, dass ich das Handwerk kannte, das man für die Komödie braucht. Ich machte zwar auch ein paar „ernste Inszenierung“, aber es sprach sich herum, dass ich Komödien inszenieren kann. Einigermaßen. Das wurde quasi meine Marke.

2011 wechselte Schmidt von der ARD zu Sat.1 – ohne Sie.

Die Show sollte viel öfter, zwei- oder dreimal die Wo che, laufen. Das hätte bedeutet, dass ich mit dem Theater aufhören muss. Und das wollte ich nicht. Aber ich bin ihm unendlich dankbar. Und wir sind weiter in Kontakt. 2015 inszenierte ich in Bochum das Monty-Python-Musical „Spamalot“ – und er sprach mir zuliebe die Stimme Gottes.

Zuletzt inszenierten Sie in Linz „Betty Blue Eyes“, Premiere war am 24. Februar. Und nun ging es gleich weiter nach Wien. Wieso die „Komödie im Dunkeln“?

Sie wollten unbedingt eine klassische Komödie. Da fallen einem sofort „Der nackte Wahnsinn“, „Arsen und Spitzenhäubchen“, „Othello darf nicht platzen“, „Sein oder Nichtsein“, „Der Raub der Sabinerinnen“ ein – und „Die Komödie im Dunkeln“.

Badora steht an sich für ein anderes Theater. Ihre Ankündigung überraschte so manche.

Auch mich. Bei so einer eingeschobenen Produktion braucht man aber einen Titel, der die Leute anspricht. Ein sicherer Titel. Vielleicht denkt man auch, dass ich die Komödie schräger inszeniere als ein klassischer Komödien-Regisseur.

Und werden Sie? Oder gibt es auch bei Ihnen ein eher konventionelles Bühnenbild?

Es gibt Komödien, die kann man nicht dekonstruieren. Denn dann zeigt man nur die Dekonstruktion, von der Komödie aber bleibt nicht viel übrig. Wir haben daher ein einigermaßen realistisches Bühnenbild. Man braucht einfach die Möbel, die sich der Bildhauer ausborgt, man braucht die Türen – und die Treppen, von denen man runterfallen kann. Wir bringen das Stück, wie es da steht, es spielt daher auch in den 60er-Jahren. Wir spielen es ziemlich schnell, das ist der modernere Zugriff. Aber wir nehmen keine Heiner-Müller-Texte rein und keine Flüchtlingsproblematik. Ich finde Komödien mit Sozialkritik toll, wenn die Sozialkritik im Stück drinsteckt. Aber ich kann nicht künstlich in eine Komödie Sozialkritik einbauen. Dafür bin ich nicht der richtige Mann. Die Idee ist schon, dass sich die Leute amüsieren.

Wie geht es bei Ihnen weiter?

Als nächstes inszeniere ich in Nürnberg eine Komödie, die seit zwei Jahren sehr erfolgreich in London läuft, „The Comedy About a Bank Robbery“. Und danach in Basel eine Friedrich-Hollaender-Revue.

Dass Sie wieder spielen?

Wieder fest in einem Ensemble, wo man zwar kein Erfüllungsgehilfe ist, aber sich für die Ideen eines anderen zu Verfügung stellt? Wenn ich nicht muss, dann nicht. Ich mache lieber das Theater, das ich selber sehen möchte.

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