Chick Corea: Aus dem Melting Pot des Jazz
Chick Corea – mit Gary Burton am 21. und 22. 3. live im Wiener Konzerthaus – hat zuletzt mit dem jungen Italiener Stefano Bollani auf dem Album "Orvieto" (ECM/Lotus) die Kunst des Piano-Duos in neue Höhen geführt. So wie es Produzent Manfred Eicher fordert: "Meine Aufnahmen müssen federnd sein." (4,5 von 5 Punkten).
In diesem Ensemble leuchtet ein genialisches Feuer: Die Doppel-CD "Further Explorations" (Concord) ist Jazz aus Elysium. Modern Jazz in Vollendung. Chick Corea, Eddie Gomez und der im November mit 80 Jahren gestorbene Paul Motian haben in Erinnerung an Bill Evans und sein Album "Explorations" (1962) im April 2011 im New Yorker Blue Note ein wunderbares Konzert eingespielt, mit Stücken von Thelonious Monk bis Irving Berlin, mit eigenen, Bill Evans gewidmeten Kompositionen von Corea, Gomez und Motian und Klassikern von Evans wie "Peri’s Scope" oder "Very Early" (5 von 5 Punkten)
"Ich versuche, in meinem Spiel immer an den Punkt zu gelangen, an dem die Musik einfach kommt und das analytische Denken aufhört", sagt Corea. "Wenn jede Konstruktion, jeder Plan aufhört und nur noch Kommunikation übrig bleibt."
Apropos Duo: Neu aufgelegt wurde "On Two Pianos" (Deutsche Grammophon), der Live-Mitschnitt eines Konzerts beim Münchner Klaviersommer 1982 mit Corea und dem 1993 bei einem Autounfall gestorbenen Pianisten Nicolas Economou (4 von 5 Punkten).
Jazz und Klassik treffen auch bei "The Continents" (DG) für das gelbe Plattenlabel aufeinander. 2006 bekam Corea von den Veranstaltern des Wiener Mozartjahres zum 250. Geburtstag des Komponisten den Auftrag, ein Werk in dessen Geist zu schreiben. Den sah der Amerikaner in der "reinen Schaffensfreude, der Freude an der Kreativität, der Freude am Musizieren".
Es entstand das sechs-sätzige Konzert "The Continents", das die Spontaneität einer Jazzband und den Klangsinn eines Kammerorchesters, die Rhythmen des Jazz und der Musik der Kontinente und die Klangfarben klassischer Streicher und Bläser verbindet.
"In meinen Ohren klingt Mozarts Musik wie Bebop von Dizzy Gillespie", sagte Corea vor der Uraufführung beim Jazzfest Wien in der Staatsoper. Jetzt gibt’s die Studio-Aufnahme mit Marcus Gilmore (Schlagzeug), Hans Glawisching (Bass), Tim Garland (Saxofon), Steve Davis (Posaune) und New Yorker Kammermusikern unter dem Dirigenten Steven Mercurio.
"Es war magisch. Wir waren eineinhalb Tage früher fertig als geplant", sagt Corea. "Und nach der Verabschiedung des Orchesters improvisierte das Quintett noch ein wenig zum Spaß herum." Glücklicherweise lief die Aufnahme weiter, und die inspirierte Jam Session wurde ebenso zum Bestandteil des Doppelalbums wie die elf abschließenden Solo-Improvisationen, in denen Corea Ideen aus "The Continents" weiterspinnt (3 von 5 Punkten).
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