Nur selten spielt er in Jazzclubs. Aber am Dienstag war Charles Lloyd mit seinem Sky-Quartett live im Porgy. Ein Gigant am Tenor-Sax. Ein Altmeister in Höchstform. Der mittlerweile 86-Jährige, schon in den 60er-Jahren ein gefeiertes Idol, bei dem Keith Jarrett seine Karriere begonnen hat, steht mit Strickmütze, Sonnenbrille und in beiger Jacke auf der Bühne: ein nach wie vor unglaublich kreativer und produktiver Musiker mit offenem Geist, einem extrabreiten Horizont – und Tönen, die weit tragen. So schön, dass es fast ein bisschen weh tut.
„Ich war schon immer ein Träumer”, sagte er zu seinem aktuellen Album „The Sky Will Still Be There Tomorrow”. Der Balladen-Magier mit dem unverwechselbar lyrischen Ton auf vielen Aufnahmen wirkt fragil - ähnlich dem Klang seines Saxofons.
Wie ein Schamane eröffnet er mit seinem warmen Sound und seinen Soli einen ganz eigenen spirituellen Raum, erforscht in aller Ruhe die Schönheit nach 40 Minuten auch an der Querflöte zu sparsamen Tönen von altbewährten Weggefährten wie Jason Moran am Fazioli-Flügel und Larry Grenadier am Kontrabass.
Auch Eric Harland an den Drums gehört einer viel jüngeren Generation von Musikern an. Aber Lloyd denkt ohnedies nie in Kategorien wie Alter. Er arbeitet gern mit sympathischen Seelen: „Alle sind wir auf einer Reise durch das menschliche Dasein.“ Sie machen Zauberei zusammen. Dabei suggeriert die innere Ruhe und Gelassenheit, die sich auf die Stimmung seiner Partner und die Zuhörer überträgt, ziemlich Beruhigendes: Den Himmel wird es auch morgen noch geben.
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