Causa Teichtmeister: Burgtheater erhält keine Akteneinsicht

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Wiener Landesgericht für Strafsachen sieht kein hinreichend begründetes rechtliches Interesse gegeben. Noch immer kein Prozesstermin in Sicht.

Das Burgtheater erhält im Strafverfahren gegen Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister, dem der Besitz von zehntausenden Dateien mit bildlichen Darstellungen von Kindesmissbrauch angelastet wird, keine Akteneinsicht. Ein entsprechender Antrag ist nun vom Wiener Landesgericht für Strafsachen abgewiesen worden. Aus Sicht des Gerichts ist kein ausreichend begründetes rechtliches Interesse des Burgtheaters gegeben, das über "bloß wirtschaftliche Interessen" hinausreichen würde.

Der ehemalige Arbeitgeber Teichtmeisters, der seit 1. Dezember 2019 Ensemblemitglied an der Burg war und am 13. Jänner 2023 nach Bekanntwerden der gegen ihn gerichteten strafrechtlichen Anschuldigungen fristlos entlassen wurde, hatte Akteneinsicht begehrt, um die Position der Burgtheater GmbH in zukünftigen arbeitsgerichtlichen bzw. zivilrechtlichen Verfahren zu stärken, wie dem dreiseitigen, mit 17. März datierten Gerichtsbeschluss zu entnehmen ist, der der APA vorliegt.

Burg will Kenntnisstand Teichtmeisters prüfen

Demnach wurde seitens des Burgtheaters geltend gemacht, es sei durch die fristlose Entlassung Teichtmeisters "ein erheblicher finanzieller Schaden entstanden". Die Geschäftsführung sei "verpflichtet, die rechtlichen Interessen der Burgtheater GmbH zu wahren und abzuklären, inwieweit ihr Ansprüche gegen den Angeklagten zustehen". Aus dem Gerichtsakt würden sich "Zeitpunkt, Umfang und Art der Kenntnis des Angeklagten vom anklagegegenständlichen Tatvorwurf und seine Verantwortung im Strafverfahren ergeben", weshalb namens der Burgtheater GmbH Zugang zum Akt begehrt wurde, um im Falle eines auf Schadenersatz gerichteten Verfahrens gegen Teichtmeister die Position zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen zu stärken.

Gericht: "Bloße Idee" 

Das Landesgericht gab am vergangenen Freitag dem Ansinnen des Burgtheaters nicht Folge, weil das behauptete rechtliche Interesse an der Akteneinsicht - jedenfalls derzeit - "nicht konkret" vorliege. Es sei nämlich noch kein Zivilverfahren zwischen der Burgtheater GmbH und Teichtmeister anhängig. "Die bloße Idee eines möglicherweise in der Zukunft stattfindenden Zivilverfahrens trägt dem Erfordernis der Konkretheit nicht ausreichend Rechnung", heißt es im Gerichtsbeschluss.

Nebenbei verweist das Landesgericht auf die "massive Medienberichterstattung" in der Causa Teichtmeister, "wodurch auch wesentliche Informationen aus dem Strafakt öffentlich kursieren. Zeitpunkt, Umfang und Art der Kenntnis des Angeklagten vom anklagegegenständlichen Tatvorwurf und seine grundsätzlich geständige Verantwortung im Strafverfahren sind bereits einer Vielzahl von Medienberichten zu entnehmen". Abschließend wird festgehalten, die Behauptung, die Beweislage und damit die Rechtsposition des Burgtheaters würden sich mit Kenntnis des gesamten Akteninhalts verbessern, sei "zu unsubstanziiert" und das vorgegebene rechtliche Interesse daher "nicht ausreichend glaubhaft gemacht".

Noch kein Verhandlungstermin in Sicht

An 8. Februar hätte am Wiener Landesgericht der Prozess gegen Teichtmeister wegen Besitzes von umfangreichem Material mit bildlichen Darstellungen von Kindesmissbrauch (§207a StGB) über die Bühne gehen sollen. Die Verhandlung musste kurzfristig wegen Erkrankung des Angeklagten abberaumt werden. Ein neuer Verhandlungstermin ist vorerst nicht in Sicht, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn am 7. März mit. Laut Salzborn ist weiterhin davon auszugehen, dass Teichtmeister aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig ist. Der zuständige Richter habe Unterlagen zum aktuellen Gesundheitszustand Teichtmeisters angefordert. "Es wird laufend geprüft, ob Verhandlungsfähigkeit gegeben ist", sagte Salzborn. Der Rechtsvertreter Teichtmeisters, der Wiener Rechtsanwalt Michael Rami, machte auf APA-Anfrage keine Angaben zum Befinden seines Mandanten: "Ich habe dazu nichts zu sagen."

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