"Cars 2": Auch Autos gehen aufs Klo

"Cars 2": Auch Autos gehen aufs Klo
Filmstarts: "Cars 2" ist ein dramaturgischer Schrottplatz + "Green Lantern" ist keine große Leuchte + In "Ein Sommersandtraum" versandet das Leben

Die Idee John Lasseters vor sechs Jahren, Rennautos intelligentes Leben einzuhauchen, war kühn: Cars als Stars. Aber wie sollen Autos Gefühle entwickeln? Indem sie Stoßstange an Stoßstange reiben? Mit Reifen fußeln? Mit Scheinwerfern blinzeln? Öl weinen?

Nun "Cars", Herzensprojekt Lasseters, schaffte dieses Kunststück tatsächlich. Rennautos redeten, handelten, menschelten in einer rührseligen Story vom großen, aber eitlen Nachwuchs-Rennauto Lightning McQueen, der seine Lektion von Einwohnern eines gottverlassenen Wüstenstädtchen lernt.

Zuerst muss man Freunde gewinnen, dann erst das Rennen, lautete die Moral.
Nun, mehr hat "Cars 2" auch nicht hinzuzufügen. Oder besser: weniger. "Cars 2" kommt an sein Vorgängermodell nicht heran. Zwar gehen hier die Autos auf die Toilette. Aber das lässt diese filmische Personalunion von Bleifuß und Ausbremsmanöver auch nicht menscheln.

In den ersten zehn Sekunden beschleunigt der Plot von null auf hundert, überholt links, rechts, von oben und von unten; Autos klettern, schwimmen, springen, tauchen, schießen und tanzen Seil. Zehn Minuten später hat man viel hinter sich und doch nichts erlebt.
Und besser wird es nicht mehr werden.

Als Persiflage James Bonds fängt der neueste Pixar-Film atemlos an, und das ist schon der erste Fehler. Welches Volksschulkind kennt schon den Geheimagenten? Es wird so weitergehen. In Tokio gibt eine lähmend lange TV-Show den Startschuss zu einem Autorennen rund um die Erde. Getunt mit einer nicht unwitzigen Klo-Sequenz mit typischen japanischen Hightech-Toiletten, die nur leider den Nachteil haben, dass kein nichtjapanisches Kind sie kennt.

Es folgen Rom, Paris und London. Und bald wird die Kinderfrage: Hat Lightning McQueen das Rennen jetzt gewonnen oder nicht? zum echten Millionenquiz. Der Film ist ein einziger dramaturgischer Schrottplatz: Nicht nur, weil man sich nicht zwischen den Hauptfiguren entscheidet. Der rote Rennwagen Lightning steht diesmal in Konkurrenz mit Hook, dem uncoolen, rostigen Abschleppwagen.

Um Freundschaft geht es wieder, aber auch um Biosprit, um globale Erdöl-Spekulationen und eine mysteriöse, nie erklärte Computerwaffe, die Autos mit Biotreibstoff zum Explodieren bringt. Alles ehrenwerte Themen, mit denen Kinder kaum etwas anfangen können.

Die können dafür ihre Eltern noch lange mit der Frage beschäftigen, wer jetzt eigentlich das Autorennen gewonnen hat. Veronika Franz

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: ANIMATION, USA 2011. 99 Min. Von John Lasseter.

"Green Lantern" - Der Wille als Waffe

Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen, sang schon Eliza Doolittle in "My Fair Lady". Aber nur, weil die Ärmste sichtlich keine Ahnung von Aliens hatte. Die sind zweifellos die Besingungswürdigsten aller Grünen im Weltraum: Die grünen Laternen sind von einem anderen Stern und infizieren einen Erdling, der von nun an mittels Ring gegen die Superschurken des Weltraums kämpfen darf.

"The Green Lantern", soviel vorweg, ist keine große Leuchte im neuen Boom der Comicverfilmungen. (Als Nächstes harrt "Captain America" unser), aber auch nicht ununterhaltsam. Die Verfilmung des DC-Comics (neben Marvel der größte Comicverlag der USA) versucht es großen Vorbildern gleichzutun und verlegt das als Space-Opera geschriebene Comic vermehrt auf die Erde: auf dass eine irdische Liebesgeschichte die Zuschauer romantisieren möge (genau das funktioniert dann prompt nicht).

Zwar überzeugt Ryan Reynolds als Muskelpack (zuletzt schon großartig beim 90-Minuten-im-Sarg-Liegen in "Buried"). Er darf als neuer Superheld die größte Waffe des Weltraums kennenlernen: den Willen. Gegen ihn tritt an: das Böse mit der Waffe der Angst. So weit, so philosophisch.

Der Rest ist profaner und reichlich geheimnislos. Gutes, reiches, fesches Pilotensöhnchen (mit Vater-Trauma) kämpft ums Leben und um die Frau gegen böse gewordenes, hässliches Politkersöhnchen (ebenfalls mit Vater-Trauma): Der (gespielt von Peter Sarsgaard) ist die schillerndste Figur in dem nicht unwitzig altbackenen Superhelden-Film. - V. Franz

KURIER-Wertung: ** von *****

INFO: USA, COMICVERFILMUNG, 2011 105 Min. Von Martin Campbell. Mit Ryan Reynolds.

"Ein Sommersandtraum" - Leise rieselt der Sand

Zuerst fällt es nicht so auf. Es bröselt nur. Kleine Sandkörnchen kullern auf Bett oder Boden. Da hat wohl die Putzfrau was vergessen. Doch dann beginnt es zu rieseln. Und zuletzt ergießen sich ganze Sandfluten aus Hosenbeinen und Anzugjacken.

Ein echtes Problem für den betroffenen Benno, einen Schweizer Briefmarkensammler, aus dem plötzlich Sand herausrinnt. Und zwar immer dann, wenn er die Unwahrheit sagt. "Schöne Metapher!", sagt der konsultierte Psychiater beeindruckt. Hier werden Redewendungen wahr: Alles versandet im Leben, wenn man nicht aufpasst.

Peter Luisis witzige Schweizer Komödie setzt mit ihrem surrealen Humor zuerst erfrischend charmante Akzente - ehe sie zuletzt in einer konventionellen Liebesgeschichte ... versandet. - A. Seibel

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: KOMÖDIE, CH 2011. 90. Min. Von Peter Luisi. Mit Fabian Krüger.

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