Neuer Sound, alter Koffer und eine Hommage an Lagerfeld

Caro Emerald präsentiert am Montag im Wiener Konzerthaus ihr zweites Album.

Waren es beim Debüt „Delete Scenes From The Cutting Room Floor“ Filme, die Caro Emerald zu Hits wie „A Night Like This“ und „Stuck“ inspiriert haben, sind beim neuen Album Fotos die Basis. „Weil wir in einer Gruppe von vier Leuten schreiben, ist es leichter, wenn man ein Thema hat“, erklärt die Holländerin im Interview mit dem KURIER. „Also haben wir im Internet nach Bildern gesucht, die die Atmosphäre transportieren, die wir für diese Platte haben wollten. Und das waren Fotos von unabhängigen, eleganten und gestylten Frauen – in der Mehrzahl aus den 20er-Jahren und aus Paris.“

So wurden die glamourösen 20er-Jahre und das Pariser Flair von damals das Thema von „The Shocking Miss Emerald“. Auch auf diesem zweiten Album mischt die 32-Jährige wieder Swing- und Jazz-Elemente aus vergangenen Epochen mit Hip-Hop-Samples.

Heute zeigt sie im seit Wochen ausverkauften Wiener Konzerthaus, wie das live klingt – und bringt dabei jede Menge guter Laune, aber auch ein paar neue, nachdenklichere Untertöne mit.

Lebensinhalt

Denn beim neuen Album zeigt sich Emerald gelegentlich auch kritisch. So singt sie in „The Wonderful In You“ über Leute, die nur auf ihr Aussehen fokussiert sind.

„Ich weiß, dass ich mich da auf riskantem Terrain bewege“, lacht sie. „Denn ich bin selbst ein Modefreak , und ich schreibe auch in den meisten meiner Songs über Glamour und Style. Aber das ist nicht real. Es ist ein Spaß – und das ist alles, was es sein sollte. Es sollte nicht der einzige Lebensinhalt werden.“

Einer der spaßigen Style-Songs ist „Pack Up The Louie“, den Emerald schrieb, weil sie nach dem Erfolg vom eine Million Mal verkauften Debüt permanent unterwegs war. Im Song fantasiert sie darüber, anstatt ihres alten Koffers einen von Louis Vuitton packen zu können. In der Realität hat sie dabei allerdings Bedenken: „Wenn ich einen Louis-Vuitton-Koffer hätte, würde ich mich damit nicht auf die Straße trauen. Ich hätte Angst, beraubt zu werden, weil die so sündhaft teuer sind.“

Den Song „Maestro“ hat Caro Emerald, die als Caroline Esmeralda van der Leeuw geboren wurde, Karl Lagerfeld gewidmet. „Ich lese alle Modezeitschriften, und da ist er einfach überall präsent. Und ich finde ihn höchst unterhaltsam. Denn viele Designer sind einfach gute Designer. Er aber hat Charakter, zeigt Persönlichkeit – im Aussehen genauso wie in seinen Ansichten.“

Und wenn es in den neuen Emerald-Songs nicht um Mode geht, dann um die Liebe oder um Paris. Dass sich Emerald dafür im Album-Titel als „schockierend“ bezeichnet, liegt an der Art, wie sie zum Erfolg kam.

Gefeuert

„Wir haben gegen alle Business-Regeln verstoßen und waren in Holland trotzdem 30 Wochen Platz eins der Charts – länger als Michael Jacksons ,Thriller‘. Alle haben sich gefragt, wie das möglich ist, wenn man alles alleine macht. Wir hatten das erste Album zwar allen Major-Labels angeboten, die fanden aber, dass das kein Sound für ein Massenpublikum ist.“

Hat Emerald inzwischen von diesen Plattenfirmen-Mitarbeitern gehört? „Eine ist sogar meine Nachbarin. Die nimmt das mit Humor, sagt, sie habe das Potenzial einfach nicht erkannt. Aber andere sind dafür gefeuert worden.“

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