Bunter "Sturm" in Salzburg

Bunter "Sturm" in Salzburg
Kritik: Eine hinreißende, entzückende Version von Shakespeares letztem Werk zeigt Irina Brook bei den Salzburger Festspielen.

Haubenköche sind Magier und in ihrem Küchenreich oft Tyrannen zwischen Topfdeckeln. Ein prominenter "Chef" formulierte einmal: "In meiner Küche gibt es keine Demokratie."
Daran mag Irina Brook gedacht haben, als sie sich Shakespeares "Sturm" hernahm. Die Tochter von Theaterlegende Peter Brook präsentiert bei den Salzburger Festspielen nach einem mitreißenden "Peer Gynt" nun eine hinreißende, entzückende Version des letzten Dramas des britischen Barden. Wobei Brooks Interpretation mit "Drama" so gut wie nichts mehr zu tun hat.

Sondern mit Clownerie und akrobatischen Kunststücken – ein Hauch von Zirkusluft weht durchs Alte Salinenhaus auf der Halleiner Perner Insel. Würde dieses international hochgelobte Gastspiel am Zirkusfestival in Monte Carlo teilnehmen, es würde auch dort einen Preis gewinnen.

"Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind", ist das berühmteste Zitat aus dem "Sturm". Brook zeigt, was Shakespeare damit gemeint haben könnte. Ein Zuschauerraum voll Erwachsener mit glänzenden Kinderaugen.

Dreisprachig im Dauereinsatz

Fünf Schauspieler in (bis auf die Miranda-Darstellerin Ysmahane Yaqini) jeweils mehreren Rollen sind im sprachlichen und körperlichen Dauereinsatz.

Singend, tanzend, musizierend, zaubernd, jonglierend, ständig wechselnd zwischen Französisch, Italienisch und Englisch erzählen sie die Geschichte des Prospero.

Einst war er Herzog von Mailand, wurde aber von seinem Bruder entmachtet und samt Tochter auf eine Insel verbannt, wo er als unsympathischer Zauberer lebt. Luftgeist Ariel und Hexensohn Caliban machte er sich untertan. Bis eines Tages ein Schiff auftaucht – und Prospero den Tag seiner Rache gekommen sieht ...

Irina Brook verlegt die Handlung ins Kulinarische.

Ihr Prospero ("Funiculì, Funiculà" singend: Renato Giuliani), der "König der Pasta" wurde aus seinem Ristorante vertrieben. Als nun unter den Schiffbrüchigen der Sohn seines Widersachers, Ferdinand, auftaucht, muss der beweisen, dass er gut kochen kann. Bart David Soroczynski, Sohn von Zirkuskünstlern, tut’s mit einer gekonnten Zwiebel-Jongliernummer.
In atemberaubendem Tempo läuft Brooks "La Tempête" ab. Großartig auch die Szene, in der Ariel (Scott Koehler) wie in einer Rückwärtsspule die Begegnung von Caliban (Hovnatan Avédikian) mit ein paar tölpeligen Matrosen rekonstruiert. Am Schluss herrscht Friede, Freude, Frittata.
Miranda und Ferdinand werden die neuen Lokalbesitzer. Und Prospero legt Patiencen.

KURIER-Wertung: **** von *****

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