Keine Tabus mehr beim Sparen

Bundestheater.Durch das Burgtheater tiefrote Bilanz 2012/’13 – schwierigste Finanzlage seit Bestehen
Durch das Burgtheater tiefrote Bilanz 2012/’13 – schwierigste Finanzlage seit Bestehen.

Die Situation ist nicht hoffnungslos, aber so ernst wie noch nie. Dieses Bild vermittelt der durch die Burgtheater-Malaise um drei Monate verspätet vorliegende Geschäftsbericht 2012/’13 der Bundestheater – mit 22,3 Mio. € Bilanzverlust. Für den Großteil ist das Burgtheater verantwortlich (siehe unten).

Unabhängig davon „befinden sich die Bundestheater in der schwierigsten wirtschaftlichen Situation ihres Bestehens“, sagt Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer, der auch als Ex-Burg-Aufsichtsratschef zuletzt massiv in der Kritik stand. „Wir gehen davon aus, dass wir das laufende Geschäftsjahr mit großen, großen Schwierigkeiten mit einer schwarzen Null abschließen werden.“

„Sparen macht schlank, kann aber irgendwann auch krank machen. Der Tank ist leer, wir fahren auf Reserve, und es ist keine Tankstelle in Sicht“, so Springer. „Dieses im Vorjahr gezeichnete Bild stimmt unverändert, hat sich aber noch verschärft.“

Der zusätzliche Finanzbedarf für 2014/’15 liege je nach Berechnung zwischen 12,5 und 16,9 Mio. €. Zwar wurden die im Vorjahr als „einmalig“ apostrophierten 4,5 Mio. Euro als Erhöhung der Basissubvention jüngst in eine „dauerhafte Abgeltung“ umgewandelt.
„Aber fix ist, dass 2015 und 2016 kein zusätzliches Geld vom Bund zu erwarten ist“, so Springer. „Wir bewegen uns also künftig auf demselben Niveau wie im laufenden Jahr.“ Das mache gravierende Sparmaßnahmen notwendig.

Schließtage?

Keine Tabus mehr beim Sparen
Erstmals nicht mehr tabu sind Angebotsreduktionen. Angedacht sind – in Absprache mit den Bühnen – auch Karten- und Abo-Preiserhöhungen, Schließtage, aber auch Personalabbau und Spielstättenschließungen. „Jede Idee ist erlaubt“, sagt Springer. „Die Frage ist, ob man kulturpolitisch so weit geht.“
Investitions- und Instandhaltungsaufwendungen der Bühnengesellschaften sollen stark reduziert werden.

Zusätzlich überlegt wird der Verkauf von Immobilien der Bundestheater. Aber das sei „keine Lösung auf Dauer“, so Springer, „weil man so nur Einmalerträge lukrieren kann.“ Ob im Hanuschhof mit insgesamt knapp 13.000 verwertbarer Nutzfläche eine kürzlich freigewordene Wohnung tatsächlich verkauft werden muss, sei noch nicht sicher.

Bis Juni soll ein genehmigungsfähiges Budget vorliegen und damit das kommende Geschäftsjahr abgesichert sein. „Von einer Mehrjahresplanung sind wir allerdings weit entfernt“, beklagt Springer und fordert für die „überaus schlanke Holding auf jeden Fall eine personelle Aufstockung“. Springers Vertrag läuft Ende 2014 aus. Die gegenwärtige Situation mache ihm den Abschied allerdings nicht leicht. Seine persönliche Zukunft? Er „strebe aber sicher keine andere Funktion an“. Die Zukunft der Bundestheater-Holding nach dem Schlamassel ? „Ich finde, die Ausgliederung – eine in Österreich einmalige Erfolgsgeschichte – hat toll funktioniert“, beteuert Springer. „Und die Holding ist die denkbar beste Organisationsform. Alternativlos.“

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