Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina, erklärt auf Nachfrage des KURIER: „Wir haben heute 187 von unseren 227 Mitarbeitern zur Kurzarbeit angemeldet. Das ergibt in den nächsten drei Monaten, bis zum 30. Juni, eine Einsparung von 1,3 Millionen Euro. Auf der anderen Seite haben wir bis zum 30. Juni einen Einnahmenentgang von 4,8 Millionen Euro. Weitere Maßnahmen, die wir getroffen haben, schlagen erst danach wirklich durch. Denn die nächsten großen Ausstellungen wären erst im Juni angelaufen. Wir haben daher dem Finanzministerium eine Schadenssumme bis 30. Juni in der Höhe von 3,3 Millionen Euro gemeldet.“
Reserven reichen bis August
Natürlich hat die Albertina Reserven. Sie reichen, sagt Schröder, bis zum August. „Dann sind sie ausgeronnen.“ Die Krux generell sind die hohen Personalkosten in der Höhe von 8,9 Millionen Euro jährlich; die Basisabgeltung des Bundes beträgt hingegen nur 7,7 Millionen Euro. „Wir müssen also 1,2 Millionen Euro mit Ausstellungen verdienen, um das Personal bezahlen zu können. Und weitere 1,8 Millionen für die Betriebskosten. Und weitere zwei Millionen für die Miete…“ Derzeit lässt Schröder prüfen, ob die Mietzahlungen eingestellt werden können. Das Palais gehört ja dem Bund.
"Das ist katastrophal"
Die Geschäftsführung der Österreichischen Galerie erklärt: „Das Belvedere hatte zuletzt rund 140.000 Besuche monatlich. Bei einer Sperre beträgt der monatliche Verlust rund zwei Millionen Euro. In zwei Monaten verliert das Belvedere das Budget für ein ganzes Ausstellungsjahr. Das ist katastrophal.“ Die Frage, wie lange die Reserven reichen, wird nur ausweichend geantwortet: „Das hängt davon ab, wie lange die Schließung anhält, welche Gegenmaßnahmen erfolgen und vor allem, wie die Besuchszahlen danach aussehen.“ Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitet im Homeoffice. „Das ist selbstverständlich nicht in allen Bereichen möglich.“ Daher: „Wir bereiten uns derzeit auf Kurzarbeit vor.“
Auch im Kunsthistorischen Museum wird das Modell der Kurzarbeit geprüft: „Wir versuchen in erster Linie die Arbeitsplätze zu erhalten (durch die Kurzarbeit) und den größtmöglichen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. In der Kurzarbeit enthalten wären auch die Kunstvermittler, was sehr wichtig ist, um deren dramatische Einbrüche abzufangen.“
Was die Ausstellungen betrifft, wird gerade auf Hochtouren an der Adaptierung des Programmes gearbeitet: „Da geht es auch um die internationale Situation mit Leihgaben.“ Derzeit ist der Leihverkehr völlig zu erliegen gekommen. Und niemand weiß, wann sich die Situation wieder normalisieren wird. Die große Beethoven-Ausstellung wird daher erst im Herbst eröffnet.
Ähnlich beurteilt Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, die Lage: Sie rechnet nicht damit, dass die Besucherfrequenz (und damit die Einnahmen) nach der Wiedereröffnung, deren Zeitpunkt nicht abschätzbar ist, rasch auf das Niveau 2019 zurückkehrt. „Die negativen Auswirkungen insbesondere auf den Tourismus und die Veranstaltungstätigkeit werden wohl weit in das kommende Jahr hineinreichen.“
Die ÖNB habe daher ein Maßnahmenprogramm definiert, um den Erlösentgang soweit wie möglich aus eigener Kraft durch Kostenreduktionen zu kompensieren, erklärt Rachingr: „Konkret wurden Dienstleistungen durch Dritte gestrichen, die Budgets für den Buch- und Sammlungserwerb reduziert und Investitionen gekürzt oder verschoben. Im Personalbereich nützt die ÖNB die von der Regierung geschaffenen Möglichkeiten zur Bewältigung der Krise. Bestehende Guthaben aus Alturlaub und Gleitzeit werden derzeit abgebaut, eine Kurzarbeitsmodell zur Überbrückung der Schließzeit wird vorbereitet. Ein Personalabbau soll jedoch vermieden werden.“ Gegenüber dem KURIER kündigt sie die Einstellung der Mietzahlungen für alle normalerweise für die Öffentlichkeit zugänglichen Flächen mit 1. April an.
Auch das Museum moderner Kunst wird, so Pressesprecherin Katharina Murschetz, den Großteil der Belegschaft (bis auf systemerhaltende Mitarbeiter) in Kurzarbeit schicken. "Um Kosten einzusparen und da die Ausstellungen von Ingeborg Strobl und Steve Reinke erst kurz vor der Schließung eröffnet wurden, haben wir uns entschieden, unsere für 30. April geplanten Ausstellungen zu Andy Warhol auf September zu verschieben." Die Liquidität des Mumok sei bis Jahresende gesichert.
Hochrechnung der Verluste bis Jahresende
Im Kulturministerium scheint man sich bereits auf das Schlimmste vorzubereiten – sprich: eine Prolongierung der Schließzeit. Die Institutionen wurden aufgefordert, die Schadenssumme bis Jahresende hochzurechnen. Albertina-Direktor Schröder kann die Zahlen bereits auf den Tisch legen: „Der Einnahmenentgang beträgt bis Jahresende 11,7 Millionen Euro. Wir können bei Projekten und beim Marketing 2,1 Millionen Euro einsparen. Und durch die Kurzarbeit 2,2 Millionen. Bis Jahresende summiert sich der Bilanzverlust daher auf 7,4 Millionen Euro.“
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