Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann 81-jährig gestorben

Beklemmendes Bühnenbild von Karl-Ernst Herrmann: Thomas Bernhards „Heldenplatz“ (1988)
Karl-Ernst Herrmann schuf allein für das Burgtheater 29 Bühnenbilder - darunter für "Heldenplatz" von Thomas Bernhard.

Er war der Lieblingsbühnenbildner von Claus Peymann – bis zum Schluss. Erst im Februar hatte am Stuttgarter Staatstheater Shakespeares „König Lear“ mit Martin Schwab in der Regie des ehemaligen Burgtheater-Direktors Premiere. Karl-Ernst Herrmann setzte die alte Geschichte vom sterbenden König „in einen schwarzen Raum von magischem Licht“, so der Regisseur. Es war das 48. Bühnenbild, das Herrmann für Peymann-Inszenierungen entwarf. Und es sollte das letzte bleiben: Er starb am Sonntag mit 81 Jahren.

Herrmann, 1936 in Neukirch/Oberlausitz geboren, lernte zunächst Kalligraphie und legte seine Gesellenprüfung in Handweberei ab. Danach studierte er an der Akademie für bildende Künste in Berlin Bühnenbild.

1961 debütierte er am Stadttheater Ulm, von dort wechselte er ans Theater Bremen, wo er unter anderem Peter Stein, Bruno Ganz, Jutta Lampe und Edith Clever kennenlernte. 1968 kam es zur ersten Zusammenarbeit mit Peymann für die Berliner Freie Volksbühne, zwei Jahre später gründete er mit anderen, darunter Stein und Peymann, die Schaubühne am Halleschen Ufer. Herrmann schuf legendäre Bühnenräume – u.a. auch für Inszenierungen von Luc Bondy.

1972 stellte sich das kongeniale Duo Peymann/Herrmann erstmals bei den Salzburger Festspielen vor – mit der Uraufführung von Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“. In den nun folgenden Jahren wurden viele weitere Bernhard-Stücke gemeinsam aus der Taufe gehoben, darunter „Die Jagdgesellschaft“, „Ritter, Dene, Voss“ – und natürlich „Der Theatermacher“, mit dem Peymann 1986 seine Ära als Direktor des Burgtheaters begann.

Herrmann lieferte auch die grandiosen Innenräume bzw. den Volksgarten im Novembernebel für den skandalisierten „Heldenplatz“. Am Burgtheater schuf Herrmann insgesamt 29 Bühnenbilder; zuletzt ersann er ein „Band“ für die Uraufführung von Peter Handkes „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ in der Regie von Peymann. Herrmann gelang es, den Anforderungen von Handke, der seiner Fantasie freien Lauf gelassen hatte, gerecht zu werden. (Die Produktion ist im 5. Juni letztmals zu sehen.)

Herrmann arbeitete auch als Regisseur. 1982 inszenierte er mit seiner Frau Ursel am Théâtre royal de la Monnaie in Brüssel Mozarts „La clemenza di Tito“. Unter Intendant Gerard Mortier arbeiteten die Herrmanns danach immer wieder bei den Salzburger Festspielen.

Die Räume des Karl-Ernst Herrmann machten Staunen. THOMAS TRENKLER

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