Bühne des Widerstandes: Gina Disobey gewinnt Protestsongcontest

Gina Disobey
Die Tiroler Künstlerin Gina Disobey überzeugte mit "Seeking Asylum Is Not A Crime". "Ischgl Blues" gewann Publikumsvoting.

Tirol stand im Zentrum des gestrigen Finales des Protestsongcontests 2021: Die in Tirol lebende Künstlerin Gina Disobey gewann mit ihrem allerersten Song "Seeking Asylum Is Not A Crime", Marcus Hinterberger landete mit seinem Johnny-Cash-Cover "Ischgl Blues" im Spitzenfeld. Die Veranstaltung wurde per Videostream abgehalten, im Zuschauerraum des Wiener Rabenhof Theaters hatte lediglich die sechsköpfige Jury Platz genommen.

Gastgeber und Schauspieler Michael Ostrowski bot nicht nur die übliche pointierte Moderation und häufige Outfit-Wechsel (inklusive im Lockdown "selbst gestricktem" FM4-Pullover), sondern ergriff angesichts der Ausnahmebedingungen auch die Gelegenheit zum ausführlichen Überziehen: Dreieinviertel Stunden dauerte die Finalshow, in der die Songs der aus über 200 Einsendungen ausgewählten Finalisten per Einspielung vertreten und anschließend die Teilnehmer per Zoom von zu Hause zugeschaltet waren. Über deren Wohn- oder Arbeitszimmer-Ambiente wurde deutlich länger diskutiert als über die einzelnen Lieder. Hinterberger hatte sich dafür in einen Stall zurückgezogen und bot vor einem erstaunten Kälbchen gleich noch eine den aktuellen Tiroler Corona-Entwicklungen geschuldete Zusatzstrophe, das Duo Fellowsoph ließ sich zu seiner Antikorruptions-Hymne "Tu felix Austria" während Bügelarbeiten des gewaschenen Geldes ("unversteuerte Albumumsätze") interviewen.

Hinterberger hatte im Publikumsvoting die Nase vorn. Zu den Favoriten der Jury (Sigrid Horn, Simone Dueller, Yasmo, Bobby "Slivo" Slivovsky, Max Schabl und Martin Blumenau) gehörten aber Dassi mit seiner eine Woche nach dem Wiener Terroranschlag geschriebenen Nummer "S.D.O. (Schleich di du Orschloch)", die Singer-Songwriterin Nelavie mit ihrem Lied "Teilzeit Feminist", angesichts dessen einige männliche Jurymitglieder Besserung gelobten, und "Seeking Asylum Is Not A Crime", dem laut eigener Aussagen ersten Song von Gina Disobey, für Yasmo "ein Protestsong, wie er im Buche steht".

In Summe ergab das einen klaren Sieg für Gina Disobey, die in ihrem kraftvollen und anklagenden Song, der sich laut Jury sowohl zum Demonstrieren wie zum Tanzen eignet, den Hungerstreik von Asylwerbern 2019 gegen die unmenschlichen Bedingungen im umstrittenen Tiroler Rückkehrzentrum Bürglkopf thematisiert.

Kommentare