Buchkritik: Édouard Louis und "Wer hat meinen Vater umgebracht"

Buchkritik: Édouard Louis und "Wer hat meinen Vater umgebracht"
Der literarische Ort des Franzosen bleibt die Gewalt - aber nicht mehr die gegen ihn gerichtete.

Der Ausruf „Ich liebe dich, Papa“ war von Édouard Louis (Foto oben) nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Aus den bisherigen autobiografischen Romanen weiß man: Der Vater  demütigte seinen homosexuellen Sohn.

Politik

Im dritten Buch verlässt der 26-Jährige langsam den literarischen Ort, der Gewalt heißt – zumindest was Gewalt an ihm betrifft. Édouard Louis versteht Vaters Verbitterung , er war im falschen Leben gefangen; und wurde nach einem Unfall in der Fabrik zum Opfer französischer Politik: Chirac ließ ihn seine Medikamente selbst zur Gänze zahlen. Sarkozy zwang ihn, trotz zerstörter Gesundheit arbeiten zu gehen (als Straßenkehrer). Hollande befahl Überstunden, Macron demütigte mit der Aussage: Wer sich keinen Anzug leisten kann, ist ein Faulpelz.
Von Louis sind künftig kämpferische Arbeiterromane zu erwarten.


Édouard Louis: „Wer hat
meinen Vater
umgebracht?“
Übersetzt von
Hinrich Schmidt- Henkel.
S. Fischer Verlag.
80 Seiten.
16,50 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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