Buchkritik: Bettina Balàka und "Die Tauben von Brünn"

Buchkritik: Bettina Balàka und "Die Tauben von Brünn"
Man kann nie genug über den Tyrannen Baron Sothen lesen, der von einem seiner Arbeiter erschossen wurde.

Über Baron Sothen gab es schon einen guten Roman („Am Himmel“ von Anna-Elisabeth Mayer). Dass er ein Tyrann war, der 1881 zur Freude der Wiener Arbeiterklasse erschossen wurde, hat sich dadurch fest eingebrannt.

Betrügereien

Wenn sich nun Bettina Balàka - Foto oben - seiner annimmt, geschieht es aus anderer Richtung,  mit schönen atmosphärischen Umwegen, in denen man sogar Sauriermist begegnet. Der gierige Sothen hatte eine  kleine Trafik mit Lottokollektur. Einem Sterbenden nahm er dessen Gewinnschein ab (heute umgerechnet: 270.000 Euro). Dessen Tochter, die Brieftauben züchtete,  erpresste er mit ihrer Schwangerschaft.

Lottoziehung war immer in Brünn. Der Reiter brauchte einen halben Tag, um die Information nach Wien zu bringen. Bis dahin durfte man hier noch Scheine ausfüllen – Sothen bekam die Zahlen schneller per Taubenpost. Man kann nie genug über diesen Menschen, dem einmal der Cobenzl gehört hat und der seinen Arbeitern im kältesten Winter verbot, dort Holz zu sammeln ... man kann nie über Sothen und sein Ende lesen.

Bettina Balàka: „Die Tauben von Brünn
Deuticke Verlag.
192 Seiten.
20,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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