Wolf Wondratschek: Den Tönen am Klavier beim Verklingen zuhören

Wolf Wondratschek: Den Tönen am Klavier beim Verklingen zuhören
Der Dichter hat im Roman "Dante, Homer und die Köchin" sein Museum gebaut, in dem er Sätze und Blasen ausstellt

Bunte Hosen trug Dante. Der italienische Schauspieler Roberto Benigni hat davon erzählt, Buch und DVD werden in Italien als hochansteckendes Unterrichtsmaterial verwendet: Dante war ein Lustiger und nicht so ein Finsterer, wie uns die Denkmäler sagen wollen.

Und dann kommt ein Tuchhändler zum Dichter und sagt: „Sie sollten aufhören, Herr Dante, schwarz zu tragen, auch wenn Sie glauben, es stehe Ihnen. Warum wollen Sie wie einer aussehen, den die Bauern auf Stangen aufs Feld stellen, um die Saatkrähen zu erschrecken?“

So ist bei Wolf Wondratschek zu lesen, der – beginnend 1969 mit „Früher begann der Tag mit einer Schusswunde“ – anfangs ein umjubelter „geiler“ Lyriker war. Der Ullstein Verlag hat 13 Bände neu aufgelegt.

Dante bunt – schwarz, lustig – Vogelscheuche ... wem soll man da trauen?

Bei Wondratschek leben Homer und Dante noch, zwei alte Knacker in Italien in Untermiete bei einer schweigsamen, sehr guten Köchin.

Dumm sein

Wobei ja ziemlich egal ist, ob die Zwei wirklich leben ... denn sie sind nach wie vor präsent, Dante 700 Jahre nach seinem Tod – Homer? Vielleicht wurde er um 750 vor Christus geboren. Falls es ihn überhaupt gegeben hat.

Wondratscheks Homer spielt Klavier, schlecht, es geht ihm nur darum zu hören, wie die Töne vergehen.

Weil er selbst nie vergeht.

Dante jongliert im Garten mit Katzen und fragt, wieso Katzen immer auf die Füße fallen.

Dumm würden beide gern sein. Und sie philosophieren, bis sie die Polizei findet und bei der Köchin ermittelt, die allerdings bloß schwafelt.

Wondratschek nennt „Dante, Homer und die Köchin“ eine Komödie.

Sein Buch mit minimalster Handlung ist eher ein Museum, in das der Deutsche, der in Wien lebt und am 14. August Geburtstag hat (den 78.), seine Sätze hängt. Es sind schöne darunter. Wondratschek bleibt Dichter, was immer er notiert.

Es steigen in dem Museum aber auch jede Menge unsinnige Blasen auf, sodass man froh ist, wieder an die frische Luft zu kommen.

Auf Seite 85 steht: „Wie verlockend jedes Wort, das ungesagt bleibt.“

Warum halten sich so wenige daran?

 

Wolf
Wondratschek:

„Dante, Homer und die Köchin“
Ullstein Verlag.
240 Seiten.
24,95 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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