Edgar Wallace: Was früher nervös machte, ist heute charmant

Edgar Wallace: Was früher nervös machte, ist heute charmant
„Der Frosch mit der Maske“ in einer Sonderausgabe (und eine Erinnerung an Alma Johanna Koenig)

Die Frösche haben alle überrumpelt. Aber das schaffen sie heute nicht mehr.

Sie haben vergiftet, eingebrochen, niedergeschlagen, und es dauerte Jahre, bis der Oberfrosch dieser Londoner Bande mit den gestempelten Froschgesichtern auf den Händen entlarvt werden konnte.

Aber was früher einmal als nervenaufreibender Thriller galt, als Ur-Thriller schlechthin, ist heute vor allem ... charmant.

Taschenbuch Nr. 1

„Der Frosch mit der Maske“ erschien in England 1925 und kurz danach als Taschenbuch Nr. 1 des deutschen Goldmann Verlags, der heuer 100 Jahre alt wird. Der Preis lag bei rund sieben Schilling.

Die schöne aktuelle Jubiläumsausgabe ist mit elf Euro ebenfalls nicht teuer, für jetzige Gegebenheiten.

Allerdings ist es kein gutes Buch.

Das hat Edgar Wallace (Foto oben) selbst gesagt: Er schreibe keine guten Bücher. Er schreibe Bestseller. Und zwar in aller Eile. Denn er brauchte Geld. Edgar Wallace aus Greenwich bei London war ein Spieler, Schwerpunkt Pferdewetten. Er verlor oft. Wohl deshalb gibt es von ihm 175 Romane und 15 Theaterstücke – und das Drehbuch zum Film „King Kong“: Dafür war er 1932 nach Hollywood gereist und dort während der Arbeit gestorben.

56 war er.

Jedes vierte Buch, das 1928 in Großbritannien gedruckt wurde, war von ihm, entweder ein Original-Roman oder der soundsovielte Nachdruck.

Es gibt Zeugen dafür, dass Wallace manchen Krimi an einem Wochenende begonnen und beendet hat. Bei 90 Zigaretten täglich.

Bei 50 Häferln Kaffee.

Der erste Film

„Der Frosch mit der Maske“ ist Nostalgie.

Meisterhaft, dass alle eine Zeitlang verdächtig sind. Der alte Vogelfotograf genauso wie der Millionär, der in einem desolaten Haus mit zerschlissenen Teppichen lebt. Der Hausierer mit den Schlüsselringen, der im Penthouse wohnt, sowieso. Und der verliebte Staatsanwalt? Wer weiß.

Dieser Roman war der erste von Edgar Wallace, der zwischen 1959 und 1972 in Deutschland verfilmt wurde. Mit Joachim Fuchsberger und, als Schmunzeleinlage, Eddi Arent. Klaus Kinski wurde durch Wallace als Killer berühmt.

Der Film hat mit dem Roman überraschend wenig gemeinsam und geht oft eigene Wege. Das ist kein Fehler. Es sind die Filme, die Kult sind und bleiben.

Überraschung ist, dass Alma Johanna Koenig den „Frosch“ ins Deutsche übersetzte. Ihre Sprache hat – trotz aktueller Überarbeitung – alte Schönheit.

Koenig war eine erfolgreiche Schriftstellerin und Dichterin mit jüdischen Wurzeln, auf die Österreich stolz war (wie Auszeichnungen zeigen). Sie wurde von Nationalsozialisten 1942 ins Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk verschleppt und ermordet.

An sie erinnert in Wien-Liesing ... keine Straße, keine Gasse, bloß ein Weg; und ihr Name, Koenig, wurde falsch geschrieben, Alma-König-Weg.


Edgar
Wallace
: „Der
Frosch mit der Maske“
Übersetzt von
Alma Johanna Koenig.
Goldmann Verlag. 400 Seiten.
11 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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