"Tanz der Teufel": Afrika im Rausch der Klebstoffschnüffler

"Tanz der Teufel": Afrika im Rausch der Klebstoffschnüffler
Der Roman von Fiston Mwanza Mujila aus Graz bewegt sich zwischen magischem Realismus und schnellem Geld

Rumba ist es diesmal. Kongolesischer Rumba Lingala. In seinem Debütroman „Tram 83“ war es John Coltran, den ein Saxofonspieler in einer Bar in Kinshasa imitierte, und Jazz passte zum Buch.

Der „Tanz der Teufel“ ist ein Tanz der armen Teufel. Es könnte Papa Wemba sein, der Rumba-König, der singt:

„es gibt keine Schönheit

das Geld ist die Schönheit

es gibt keine Jugend

da Geld ist die Jugend ...“

Als Fiston Mwanza Mujila 1981 geboren wurde, hieß das Land noch Zaire. Diktator Mobutu herrschte und steckte Milliarden US-Dollar in die Taschen, während das Volk hungerte und vim sozialen Aufstieg träumte.

Beim südlichen Nachbarn Angola war zwar Bürgerkrieg, aber aus Zaire kamen trotzdem viele Einwanderer, um in Diamantenminen zu schürfen.

Was oft Erfolg hatte. Doch waren die Arbeiter ahnungslos, sie verkauften die gefundenen Klunker viel zu billig, und Regierungshändler sorgten dann am wichtigen Diamantenmarkt Antwerpen fürs große Geschäft.

Mujila - Foto oben - lebt seit 2009 in Graz, wo er an der Uni afrikanische Literatur unterrichtet. Er schreibt auf Französisch. Seine Musik spielt erneut in einer Bar – Mujilas Großvater war Barkeeper in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt (nach Kinshasa) in der Demokratischen Republik Kongo.

Tobende Kapitel

Die Bar soll Bühne sein, die Leute kommen und erfahren Neuigkeiten, sie trinken Bier, tanzen, singen – und gehen.

Wenige bleiben länger in der Geschichte wie das Straßenkind Sanza, das von Mobutus Geheimdienst akquiriert wird.

Immer wieder taucht Tshiamuena auf, genannt Madonna, so alt wie die Menschheit, nein, wie die Sonne. Mit ihr bringt Fiston Mwanza Mujila magischen Realismus, aber auch Politik,

Warm werden kann man nicht mit dem „Tanz der Teufel“. Das ist bei „Tram 83“ einfach gewesen. Jetzt aber zählt vor allem der Rhythmus der Sprache, die Melodie der Wörter – den Rausch der Klebstoffschnüffler soll man spüren, an ihren Träumen soll man teilhaben.

Der Roman brodelt, tobt, energiegeladen ist jedes kurze Kapitel. So tanzt in den 1990er Jahren Zentralafrika „den Tanz aller, die das Geld verachten / das Geld zur Tür hinauswerfen / ins Klo / und in den Gully ...“


Fiston Mwanza
Mujila:
„Tanz der Teufel“
Übersetzt von
Katharina
Meyer und Lena Müller.
Zsolnay Verlag.
288 Seiten.
25,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

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