Roman aus der Schweiz: Ein Abenteurer muss nicht Peter heißen

Roman aus der Schweiz: Ein Abenteurer muss nicht Peter heißen
"Jahr ohne Winter": Der langweilige Mann ist spannend und sucht seine Ex-Ehefrau (und das Glück)

Lorenz Langenegger (Bild oben) hat Drehbücher für den „Tatort“ aus Luzern geschrieben, und die Schweizer Filme der Reihe zählen zu den fadesten überhaupt.

Aber in zwei Romanen – „Hier im Regen“ und „Bei 30 Grad im Schatten“ – erzählte er von einem langweiligen Mann ...

... und das war spannend.

Spannend, weil unsereiner (trotzdem) spannend ist – soll heißen: Jakob Walter aus Bern ist ein mittelmäßiger Held, er arbeitete bei der Finanz, die Ehefrau lief ihm davon u.s.w, und damit ist er auf einem Platz, an dem sich – nicht angeben! – mehrere tummeln.

Dem dritten Buch ist ein Zitat von Siegfried Kracauer vorangestellt: „Manchmal wünschte er sich, ein Abenteurer mit geballten Fäusten zu sein und Peter zu heißen.“

Demnach: Action jetzt! (Auch ohne Peter zu heißen, könnte es gelingen.)

Ungern

Jakob Walter ist mittlerweile 40 und hat seinen Job verloren, er bringt, schwer überqualifiziert, den Trafiken die Zeitungen. Das stört ihn nicht. Da ruft Ursula an, die Mutter seiner Ex-Frau Edith: Sie ist krank. Sie braucht Stammzellen ihrer Tochter.

Und? Und Edith ist in Australien. Ihr jährliches Meditationsseminar. Sie geht nicht ans Telefon. Es ist ein Schweigeseminar. Vier Wochen. Jakob fährt nach Australien. Ungern. Unruhig.

Langenegger lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, unaufgeregt erzählt er davon, ob sein Mann die Ex findet – in einem Gebiet, so groß wie die Schweiz. Irgendwo sitzt Edith dort im Zelt.

Nicht nur er fragt sich: Ist Jedermann dann ein Held, wenn er die Schwiegermutter rettet?

Jakob Walter ist nichts Besonderes. Aber besonders sympathisch. Man wünscht ihm, Edith zu finden. Die Zwei sind zu früh auseinandergegangen.

Wäre das sein ... Glück? Eine flüchtige Bekanntschaft in Australien sagt, sie könnte immer unterwegs sein: Das sei das Glück. „Gibt es etwas Schöneres, als fremde Länder zu entdecken?

Naja. Das eigene Glück lässt sich nicht mit dem Glück anderer vergleichen.


Lorenz Langenegger:
„Jahr ohne
Winter“
Verlag Jung und Jung.
160 Seiten.
20 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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