Peter Rosei erzählt "Das Märchen vom Glück"
Es gibt ganz schön viel Unglück bei Peter Rosei, überraschend hereinbrechendes Unglück, wie das immer so ist. Das Glück ist offensichtlich bloß ein Märchen – aber nein, man sieht es zwischen den persönlichen Katastrophen, für kurze Zeit ist es da, und die Menschen sind glücklich.
Der Andràs, der aus Szombathely nach Wien kam, ist zunächst glücklich, als er auf der Triester Straße auf dem Arbeitsstrich stehen kann, das ist viel besser als in der ungarischen Konservenfabrik, jetzt hat er mehr Geld in der Tasche für Bier am Abend.
Auch der darauf folgende Job in einem Supermarkt, er ist fürs Obst und Gemüse zuständig, bedeutet für ihn kurz das Glück.
Dann hat seine Ehefrau, die einem steirischen Dorf entkommen war, Krebs und stirbt mit dem Baby im Bauch ... das nicht von ihm war.
Das hat sie Andràs kurz vor ihrem Tod verraten.
Nie predigen
Und die Eva aus Brünn: War es Glück, dass die Kellnerin im Wiener Prater einen Aristokraten kennenlernte? Oder war der traurige Andràs, der ihr über den Weg lief, ihr Glück – bevor er einen tödlichen Autounfall hatte?
Man weiß es oft erst nachher, wenn’s zu spät ist.
Bei Peter Rosei, der die Menschen „von innen heraus“ erforscht und sich mit ihnen auf Glücksuche begibt, weiß man noch weniger. Dass er nie predigt und man, lässt man sich auf seine Bücher ein, immer auf schwankendem Boden steht, das wurde schon zu seinem 70. Geburtstag im KURIER gefeiert.
Am 17. Juni wird er 75.
Glück ist, wenn das Herz schlägt. Glück, wenn man noch atmen kann.
Die Haltlosen und Respektlosen und Bodenlosen hat Peter Rosei schon porträtiert: Die ihr Herz ans Geld gehängt haben und glatt sind „wie eine Wasserlache gleich nach dem Regen“:
Unangenehme Romane waren das immer. „Das Märchen vom Glück“ gönnt immerhin Momente, in denen die Sonne scheint. Rosei ist freundlicher, ja großzügig geworden.
„Wie lebendig du doch bist!“, sagt der Ungar Andràs zur Tschechin Eva. Das gilt für das ganze Buch.
So viel Leben! Einfaches Leben. Das ergibt in konzentrierten Sätzen, in Essenzen, ein großes Glück, was Peter Rosei gelungen ist.
Peter Rosei:
„Das Märchen
vom Glück“
Residenz Verlag.
176 Seiten.
20 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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