Martin Mosebach über einen, der am liebsten Fifty Shades of Weiß malt

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Martin Mosebachs neuer Roman "Die Richtige" ist eine bitterböse Kunstsatire. Großartig zu lesen

Martin Mosebach schreibt „Telephon“ mit „ph“. Das ist ein Detail, aber kein unwesentliches.

Es steht stellvertretend für seinen Stil. Ausführlich beschreibend und genau erzählt sind die Romane des 1951 in Frankfurt am Main geborenen studierten Juristen. Mosebach beobachtet, bevor er deutet. Wir erfahren trotzdem schnell genug, dass der Protagonist seines jüngsten Romans „Die Richtige“ ein unerhörter Unsympathler ist. 

Louis Creutz ist ein Maler, der, abgesehen von  lästigen Auftragsarbeiten, am liebsten Frauen malt. Bevorzugt solche mit „weißer Haut“, weil „ihre Varietäten unerschöpflich“ seien, von „fahl“ bis „graustichig“. Er malt „das Inkarnat ohne den dazugehörigen Menschen. Fleisch an sich, anonym wie beim Metzger.“ Das wichtigste sei für ihn das Sehen. Damit ist nicht das Sehen des Menschen unter der Oberfläche gemeint.  

Und so werden ihm die Menschen in weiterer Folge fremd, um nicht zu sagen egal. Mit Louis Creuz beschreibt  Mosebach einen skrupellosen, egozerfressenen Mann, der in einem ebensolchen Kunstmilieu Erfolg hat. Eine boshafte, scharfsichtige und extrem unterhaltsame Gesellschaftssatire ist ihm im Umfeld dieser Figur gelungen. Allein die Beschreibung von Designerhandtaschen ist grandios! Das Finale ist, nun ja, ziemlich arg. 

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Martin Mosebach:
„Die Richtige“
dtv.
348 Seiten.
26,80 Euro