Marc Elsberg, brisant: Den Haag wartet auf den US-Präsidenten

Marc Elsberg, brisant: Den Haag wartet auf den US-Präsidenten
Der Bestsellerautor aus Wien spielt durch, dass der Strafgerichtshof wegen Afghanistan aktiv wird

Ein ehemaliger US-Präsident wird verhaftet. Es ist nicht Trump. Aber ein Republikaner. Er war nach Griechenland gereist, um einen Vortrag zu halten. Die Polizei hatte ihn im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs für Kriegsverbrechen in Den Haag gleich am Flughafen einkassiert.

Erste Reaktion des amtierenden Präsidenten: „Geschieht ihm recht, dem Arsch.“

Dann aber, er ist mitten im Wahlkampf für die zweite Amtszeit: „Lasst uns den Idioten rausholen!“

Amerika erkennt den Strafgerichtshof nämlich nicht an. Amerika hat sogar ein Gesetz, demnach dürfen (dürften) amerikanische Staatsbürger, die vor dieses Gericht gestellt werden, befreit werden.

Nach der Umverteilung

Kein Satz auf diesen 600 Seiten ist bemerkenswert. Alle Wörter verhalten sich unauffällig. Aber alles zusammen entfacht Interesse, und zeitweise sorgen sie für Spannung. (Ein Thriller mit großen Spannungsbögen ist das aber nicht. Macht aber gar nichts.)

Am besten ist dem Wiener Marc Elsberg - Foto oben - diese Mischung in „Blackout“ (2012) gelungen: In ganz Europa fällt der Strom aus. Dass Leute vom Fach gesagt haben, da sei alles richtig beschrieben worden, zeichnet Elsberg aus.

Es folgten die Themen Überwachung und Gentechnik, „Gier“ (2019) schlug aus der Reihe und war einem Sachbuch am nächsten: Um die Formel gegen Armut geht es. Elsberg, unterstützt von Londoner Mathematikern, plädiert für Umverteilung, für Vermögens- und Erbschaftssteuer. Und auch diesen Gedanken hat man sich gemerkt: Viel Trinkgeld soll man geben, immer, überall.

Für „Der Fall des Präsidenten“ hat er internationales Recht gebüffelt. Ob „sein“ unsympathischer Ex-Präsident wegen Afghanistan an Den Haag ausgeliefert wird, ist der eine Teil der Geschichte. Der andere: ob die USA Schwarzenegger oder Stallone u.a. losschicken, um ihn „rauszuholen“. Außerdem wird ein amerikanischer Whistleblower gejagt.

Haben nicht US-Präsidenten wiederholt gezielte Tötungen ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genehmigt? Wieso hat denn keiner von ihnen den Prozess bekommen? Elsberg zeigt, dass es denkbar ist. Wirklich nur denkbar.

 

Marc Elsberg:
„Der Fall des Präsidenten“
Blanvalet Verlag.
608 Seiten.
24,70 Euro

KURIER-Wertung: ****

 

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