Ken Follett: Wie aus ein paar Hütten "Kingsbridge" wurde

Ken Follett: Wie aus ein paar Hütten "Kingsbridge" wurde
Die Vorgeschichte von den "Säulen der Erde": Die Wikinger greifen an, ein Bischof ist sehr böse

Hinweis für Leser vom Ken Follett-Fach ... und bei neun Millionen verkauften Büchern der „Kingsbridge“-Serie (damit ist nur die deutsche Ausgabe gemeint) dürften es eine ganze Menge sein:

„Der Morgen einer neuen Zeit“ ist die Vorgeschichte des Romans „Die Säulen der Erde“, mit dem der Engländer 2009 seinen Ruhm begründet hat.

Damals begann alles bei der Hinrichtungsstätte in der fiktiven Stadt, und kleine Buben kamen zuschauen.

Eine brutale Gesellschaft im England des zwölften Jahrhunderts.

Die Brücke

War es zu wenig brutal? Jetzt legt der walisische Multimillionär und Sozialist noch eins drauf – bis ins Jahr 997 schaut Follett (Foto oben) zurück: ans Ende des „finstersten“ Mittelalters, bevor Dänenkönig Knut der Große England eroberte.

Die Wikinger greifen an. Noch wollen sie nicht das ganze Land, aber Geld und Sklaven. „Die schrecklichen Geräusche des Gemetzels“ (Zitat) wird man bestimmt später in der Verfilmung zu hören bekommen.

Der junge Bootsbauer Edgar verliert im Kampf seinen Vater und seine Freundin.

Mit seiner starken Hilfe entsteht, man kann zuschauen wie im alten Computerspiel Age of Empires, aus schiefen Hütten ein Haus nach dem anderen, ein Kloster, eine Schule, ein Feld nach dem anderen ... das Freudenhaus aber ist ein paar Kilometer entfernt.

Dort geht der böse, böse Bischof hin.

Wenn er nicht würfelt.

(Er zahlt mit falschen Silbermünzen.)

Edgar wird auch eine Brücke über den Fluss bauen – erst dadurch entsteht aus der kleinen Siedlung die Stadt Kingsbridge.

Ken Follett hat zwei Jahre an dem Roman gearbeitet. Manche Ehen, sagt er, dauern kürzer.

Eine Riesenhandlung darf man sich nicht erwarten. Es sind mehrere kleine Abenteuer und Schicksalsschläge.

Follett beschäftigt immer mehrere Historiker. Diesmal taten sie sich wohl schwer mit Tipps – das Dunkle Zeitalter hat wenige Spuren hinterlassen. Aber es konnte immerhin geklärt werden, ob die Reichen Matratzen im Bett hatten. (Ja.) Konnte am Bau so etwas Ähnliches wie eine Wasserwaage verwendet werden? (Ja.)

„Der Morgen einer neuen Zeit“ ist rasch zu lesen. Mit Eigenschaftswörtern gibt sich Ken Follett dankenswerterweise nicht ab, die Geschwindigkeit wird nie gedrosselt.

Anders wären seine 1000 Seiten eine Zumutung.

Eine eigene Sprache fürs mittelalterliche Reden hat er nicht gefunden. Die Dialoge klingen recht modern.

Am Ende freut sich eine französische Lady mit rotem Haar auf den braven Handwerker Edgar.

Zitat: „In dieser Nacht liebten sie sich fünf Mal. Edgar hatte gar nicht gewusst, dass das möglich war.“

Das geht.

In historischen Schinken geht alles. Dieser hier ist ein Beinschinken.

Ken Follett:
„Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“
Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher.
Lübbe Verlag.
1024 Seiten.
36 Euro

KURIER-Wertung: ****

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