Jonas Jonasson: Mit Preiselbeeren ist Rache nicht mehr so süß

Jonas Jonasson: Mit Preiselbeeren ist Rache nicht mehr so süß
Zum fünften Mal lauert der Irrsinn hinter jeder Ecke: „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ ist pures Vergnügen

Bei den Büchern Jonas Jonassons kommt es darauf an, dass etwas geschieht, das sonst nicht geschieht.

Ein Hundertjähriger bestiehlt die Mafia, während die Mafia auf dem Klo sitzt.

Eine Latrinentonnenträgerin aus Soweto bestellt Gazellenfleisch und bekommt stattdessen eine Atombombe geliefert.

Der nun schon Hunderteinjährige nimmt Nordkorea vier Kilo angereichertes Uran weg und übergibt es Angela Merkel.

Bei den Löwen

Nur der Mörder Anders, der war bloß ein Mal sehr lustig: Als er in der eigenen Kirche den Boletus edulis predigte. Das war das einzige lateinische Wort, das er kannte.

Steinpilz.

Und wie gut meint es Jonasson - Foto oben - diesmal mit uns?

„Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ ist pures Vergnügen. Das Buch sticht nicht und beißt nicht, doch soll uns das egal sein. Jonasson versucht Tragisches fröhlich zu servieren; wer mag, erkennt sofort das Thema Migration, und die Freiheit der Kunst ist ebenfalls verpackt worden.

Aber vor allem lauert der Irrsinn hinter jeder Ecke.

Da kommt ein Massai in Sandalen im winterlichen Stockholm entgegengeschneit: „Ich bin Medizinmann von Beruf. Wenn Sie Probleme mit zu häufigen Schwangerschaften haben, sind Sie bei mir richtig!“

Man wird sich melden.

Es geht um Rache:

Ein ganz schlechter Mensch will nach oben, in den Kunsthandel steigt er ein, damit er Landschaftsbilder Marke Hitler unter die Schweden bringen kann.

Im Weg steht: Eine schwarze Prostituierte hat einen Sohn von ihm, sie hätt’s ihm bestimmt nicht gesagt, aber sie stirbt und muss ihm Kevin anvertrauen. Der ganz schlechte Mensch entledigt sich, indem er nach Kenia fliegt und Kevin vor hungrigen Löwen aussetzt.

Medizinmann Ole Mbatian der Jüngere (der mit der Schwangerschaftshilfe) rettet ihn voll Freude, nun einen Sohn zu haben, und lässt ihn zum geprüften Massaikrieger ausbilden.

Aber bevor es zur Beschneidung kommt, kehrt Kevin lieber heim nach Schweden. Nun will er sich am Vater rächen. Der Medizinmann kommt nach. Seinen Speer musste er am Flughafen leider abgeben.

Nun rückt die südafrikanische Malerin Irma Stern ins Zentrum. (Bitte fragen Sie nicht, wie. Die Antwort würde die Seite füllen.) Zwei Gemälde von ihr sind Millionen wert. Der Medizinmann verkauft sie für 2 Tuben Brotaufstrich – Inhaltsstoffe: Dorscheier und Kartoffelflocken. So gut schmeckt ihm das.

Es geht also auch um den Wert des Geldes.

Als mit einer Dose Mais demonstriert wurde, wie weit ein Massai werfen und treffen kann, löste es Bravo-Rufe aus. Mit einem Glas Preiselbeeren misslingt der Wurf. Damit ist Rache nicht mehr so süß. Auch mit einer solchen Wendung löst der alte Marketinghase Jonas Jonasson Emotionen aus.

Danke, das war jetzt genau das richtige Buch.

Jonas
Jonasson
: „Der
Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen
hatte“
Übersetzt von
Astrid Arz.
C. Bertelsmann Verlag.
400 Seiten.
22,70 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

Kommentare