Jane Birkin und Serge Gainsbourg, ein ewiges Liebespaar

Jane Birkin und Serge Gainsbourg, ein ewiges Liebespaar
Eine Biografie der Leidenschaft aus Wien: Wie man einer Frau charmant auf die Füße steigt

Romy Schneider und Alain Delon. John Lennon und Yoko Ono.

Noch ein Liebespaar, nicht austauschbar, ewig?

Serge und Jane.

Die Schauspielerin Jane Birkin beabsichtigt, im März wieder auf Tournee zu gehen und Chansons von Serge Gainsbourg zu hauchen, mit dem sie 1969 bis 1980 zusammen war. Zu Beginn war sie 21, er 40.

Jane Birkin bezeichnet die Auftritte als Nachspielzeit: Ihr Danke an den Lebensgefährten, auf dessen Grab die Pariser immer noch filterlose Gitanes legen. Vier Packerln rauchte er täglich.

Günter Krenn – Biograf von Billy Wilder, von Karl Heinz Böhm ... und Mitarbeiter des Filmmuseums in Wien – hat einiges zu tun, um uns die Engländerin und den Franzosen nahezubringen. (Gelungen!) Denn im deutschsprachigen Raum sind sie nicht so präsent.

Ihr gestöhntes Duett „Je t’aime … moi non plus“ (1969) bleibt bestehen – wider Erwarten nicht im Bett aufgenommen, sondern in einer Kabine, klein wie eine Londoner Telefonzelle, Gainsbourg fuchtelte unerotisch nervös, er fürchtete, Jane Birkin würde die hohen Töne nicht erreichen.

Der Chef des italienischen Ablegers der Plattenfirma war übrigens wegen der Veröffentlichung exkommuniziert worden.

Zuerst die Bardot

Gainsbourg hat sie zum Star gemacht. Er hat Jane Birkin geformt, für Film und Chanson – „das Alphatier wollte ihr Leben bestimmen“ (Krenn).

Aber der Biograf zeigt, dass es auch in die andere Richtung ging: Serge Gainsbourg mag innerlich schön gewesen sein – als er erstmals öffentlich in Erscheinung trat, berichteten Zeitungen vom „Neandertaler“.

Dass ausgerechnet ihn die damals schönste Frau Frankreichs, Brigitte Bardot, begehrte (für 86 Tage), nahm einige Komplexe.

Danach veränderte ihn Jane Birkin: Lange Haare verdeckten meist die großen Ohren. Dass er verwegen unrasiert aussah, dafür sorgte sie. Und dass er blaue Denim-Jeans und weiße Schuhe ohne Socken trug. Dass er keine Unterhosen anhatte – auch ihre Idee.

Günter Krenn zum KURIER: „Letztlich war Jane Birkin viel mehr von ihrem Vater geprägt als durch Serge.“ Trotz Fehlsichtigkeit, eigentlich war er gar nicht seetauglich, navigierte David Birkin 1944 ein Kanonenboot an der bretonischen Küste und rettete alliierte Piloten, deren Flugzeuge abgeschossen worden waren.

„Er verließ den Krieg mit der Erkenntnis, dass Vorurteile und Hass in jedem Fall der falsche Weg sind, er blieb ein lebenslanger Verfechter der Bürgerrechte – und das für Menschen jeglicher Nationalität. Das hat Jane zu 100 Prozent von ihm übernommen.“

Für Krenn ist Jane Birkin der Superstar im Buch: Weil sie sich von Serge befreit hat, ohne je aufzuhören, ihn zu lieben. „Nach ihm konnte sie sich jedem anderen Partner gegenüber selbstbewusst behaupten.“

Gehen wir bitte noch für ein paar Zeilen zu Maxim’s, wo Jane und Serge einander beim Tanzen näher kamen. Er stieg ihr permanent auf die Füße. Er, der sich doch immer so weltgewandt präsentierte! Sie fand sein Unvermögen – charmant.

Serge Gainsbourg ist als Provokateur abgestempelt. Nach Lektüre von „Serge und Jane“ wird man ihn eher als Arbeitswütigen und großen Liebenden sehen – ein ausgesprochen höflicher Mann war er und so nett, dass er

z. B. einem Taxilenker, dem ein Zahn fehlte, 9000 Franc für den Zahnarzt schenkte.

Aber ein böser Mensch wurde er, verletzend, wenn er betrunken war. Er war es zu oft. Er soff sich zu Tode.

Tochter Charlotte sagt:

„Für mich sind meine Eltern die perfekten Menschen – nicht wegen, sondern trotz ihrer Fehler.“

 

Günter Krenn:
„Serge & Jane“
Aufbau Verlag.
367 Seiten.
24,70 Euro

KURIER-Wertung: ****

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