"Goldkind": Das Buch der Entscheidung
Ein Buch der Entscheidung.
Eine Zumutung.
Man sollte, ist das Buch gelesen, noch etwas Zeit haben fürs Nachdenken, fürs Verarbeiten.
„Das Geld kommt und geht“, sagt ein kluger Mann, ein Pater, in „Goldkind“. „Anderes hingegen kommt nie wieder, wenn es einmal verloren ist ...“
Er sagt es zu einem Vater, Clyde, der zwei 13-jährige Söhne hat, Zwillinge.
Peter, das Goldkind. In der Schule ist Peter der Beste, gescheit, fleißig, freundlich. Er soll es einmal sehr viel besser haben als seine Eltern. Für Peter hat der Vater in England eine Erbschaft gebunkert, Peter ist also auch deshalb goldig. Gute Schulen im Ausland sind sehr teuer.
Tarzan
Der Roman spielt in Trinidad und Tobago, dem Geburtsland der Autorin. Claire Adam (Foto oben) studierte in den USA Physik und ist dann nach London ausgewandert. Der Inselstaat Trinidad und Tobago gehört zurzeit zu den gefährlichsten Ländern der Welt, und das lässt sich in Adams Debütroman nicht leugnen.
Peters Bruder ist Paul. Er ist verträumt, naturverbunden, er hat langes Haar, man nennt ihn Tarzan, auch deshalb Tarzan, weil er wenig redet und sich mit dem Lesen und Schreiben in der Schule schwer tut. Peter ist keiner, aber er gilt als Schwachkopf. Das sagt ihm sogar sein unsinnig strenger Vater ins Gesicht.
Der ist Techniker und keinesfalls der Hellste. Das war Claire Adam wichtig. Eine höchst „gewöhnliche“ Familie (mit Peter als Ausnahme) will sie bei bei der – Problembewältigung zeigen.
Was ist das Problem?
Paul wird entführt. Die Kidnapper, die von einem Verwandten den Tipp von der Erbschaft bekommen haben, verlangen viel Lösegeld.
„Kann man wirklich das Leben eines Kindes zugunsten des anderen opfern?“, steht auf dem hinteren Buchdeckel, und dabei belassen wir es hier.
Claire Adam hat eine Familiengeschichte geschrieben und sich ein bisschen zu wenig mit Peter beschäftigt. Dass sie ein Thrillerelement einsetzte, kann man ihr hingegen nicht übel nehmen. Es funktioniert.
Claire Adam:
„Goldkind“
Übersetzt von
Marieke Heimburger und Patricia Klobusiczky. Hoffmann und Campe Verlag.
272 Seiten.
23,70 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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