Der Roman "Kreiseziehen": Die Freiheit ist eine Sauce Mignonette

Der Roman "Kreiseziehen": Die Freiheit ist eine Sauce Mignonette
Die Amerikanerin Maggie Shipstead erfand eine Pilotin, um abzuheben

Es sind vergessene Berühmtheiten: Amelia Earhart, Bessie Coleman, Pancho Barnes ...

Pilotinnen der 1920er, 1930er-Jahre, die sich in der Macho-Welt der Fliegerei durchsetzten.

Die Idee für „Kreiseziehen“ hatte die Kalifornierin Maggie Shipstead (Foto oben), als sie im Flughafenbereich von Auckland vor der Bronzestatue von Jean Batten stand.

Batten war 1936 als erster Mensch allein von London nach Neuseeland geflogen. Eine „Heldin der Lüfte“, eine Kämpferin für Gleichberechtigung (auch heute sind nur sieben Prozent der Piloten Frauen). Sie stürzte nicht ab. Sie starb an den Folgen eines Hundebisses.

Shipstead erfand Marian Graves, die 1950 die Erde der Länge nach umkreisen wollte, Nordpol und Südpol. Dort sind sie und ihr Navigator für immer verschwunden.

„Kreiseziehen“ zeigt, wie klein unser Leben ist ... und wie gewaltig es trotzdem sein kann. Ein Roman über die Freiheit, um die Welt zu wandern.

Ein Roman, der dabei an Rilke denkt:

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, / die sich über die Dinge ziehn. / Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, / aber versuchen will ich ihn.“

Unvollendet

Marian Graves ist nicht die einzige Hauptfigur. Es wird ins 21. Jahrhundert gewechselt, und parallel wird von Hadley Baxter erzählt, sie ist ein bei den Fans in Ungnade gefallener Hollywood-Star, der mit einem Film über Graves wieder abheben will.

Zwei fiktive Biografien.

Es ist ein dickes und dichtes Buch. Man wird fliegen und sich dabei über die entdeckten, über die beim Lesen entdeckten Schönheiten freuen, und spannende Menschen wird man kennenlernen. Man hat kein Problem damit , dass gleich am Anfang das Ende verraten wird.

Es ist der Weg zum unvollendet gebliebenen Kreis, der interessiert, und ob die beiden Frauen (frei nach Rilke) Falken sind, Sturm oder Gesang.

Für sie ist das Leben zwar eine Auster, also etwas Teures. Aber die Freiheit, das ist für Graves und Baxter – so heißt es im Roman an einer Stelle – die Sauce Mignonette (mit gehackten Schalotten und Reisessig).

Es ist gut, dass sich nicht alle Menschen für Zitrone und Pfeffer entscheiden.


Maggie Shipstead:
„Kreiseziehen“
Übersetzt von
Harriet Fricke, Susanne Goga-Klinkenberg und Sylvia Spatz.
dtv.
864 Seiten.
28,95 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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