Aber wozu aufregen?
Es ist 201 Jahre her, dass Mary Shelley davon erzählt hat. Ihr Horror gleitet sanft in Jeanette Wintersons „Frankenstein 2.0“ hinüber.
„Frankissstein“ macht nicht bei Robotern halt. Mit Ausnahme von Sexrobotern: „Wo ist die Abteilung für Intelligente Vibratoren?“, ruft eine Journalistin auf einer Computermesse. „Es ist ein Notfall!“
Sie hat nämlich zu spät festgestellt, dass die Kamera im Vibrator Fotos automatisch auf Facebook stellt ...
Das kann ja heiter werden. Das wird heiter, und es ist wunderbar, wie die Engländerin Winterson (Foto oben) witzig und romantisch schwierige wissenschaftliche/philosophische Fragen aufwirft.
In ihrem elften Roman will sie zeigen: Wir sind schon weiter in der Zukunft angelangt, als es die meisten von uns glauben.
Roboter sind nur Sklaven.
Es geht aber um mehr. Um Intelligenz. Intelligenz braucht keinen menschlichen Körper. Die Zukunft ist körperlos. Die Dummheit soll ein Ende haben.
Es forscht Victor Stein. Amputierte Arme, Beine, Hände versetzt er im Labor in Bewegung. Das erinnert an den alten Frankenstein.
Der Arzt Ry Shelley versorgt ihn mit Gliedmaßen aus dem Spital. Er ist eine Frau, die sich als Frau nicht gut gefühlt hat, also ist sie ein Mann.
Professor Stein schläft mit Shelley, sehr gern tut er das. Doch sieht er in ihm auch ein großes Bündel interessanter Daten, das er zum Experimentieren braucht.
„Frankissstein“ ist ein äußerst kluges Gedankenspiel, dem man nicht anmerkt, wie klug es ist.
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„Wird das Gehirn von Trump eingefroren für die Ewigkeit?“, will jemand im Buch wissen.
Die Antwort lautet: Das hat nur Sinn, wenn es zu Lebzeiten funktioniert.
Jeanette Winterson:
„Frankissstein“
Übersetzt von
Michaela Grabinger, Brigitte Walitzek, Martina Tichy.
Verlag Kein + Aber.
400 Seiten.
24,70 Euro.
KURIER-Wertung: *****
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