Daniel Defoe schrieb Fake News unter 198 Pseudonymen

Daniel Defoe schrieb Fake News unter 198 Pseudonymen
Der Vorarlberger Markus Gasser über London vor 400 Jahren; "Die Verschwörung der Krähen"

Die rauchgeschwärzten Häuser in London ums Jahr 1700 schauen angewidert auf die Menschen herunter und wispern einander zu, welches Unheil der heutige Tag für sie bereithält.

Jetzt darf Markus Gasser (Foto oben). Jetzt soll es Literatur sein.

Bisher hat der belesene Vorarlberger – YouTube-Kanal: „Literatur ist Alles“ – über Bücher geschrieben, über Schriftstellerpaare, über die Weltgeschichte in 33 historischen Romanen.

Dabei musste er sich sagen lassen, dass er zu elegant schreibt, mehr sich selbst dienend als der Sache.

In „Die Verschwörung der Krähen“ ist Gassers Eleganz gefragt. Es ist sein erster Roman. Ein Journalist ist sein Held: Daniel Foe.

„De Foe“ nannte er sich, das klang wichtiger. Als Daniel Defoe wurde er mit „Robinson Crusoe“ weltberühmt.

Gasser ist Literaturwissenschaftler. Sein Buch nimmt es mit den besten historischen Romanen auf.

Windsor ist ein Irrenhaus, überall sind Feinde, die sich als Freunde tarnen. Die Krähen im Titel sind in diesem Fall hinterlistig und teuflisch – und Menschen. „Gemeinheit ist immer einfach“, sagt die von der Gicht geplagte und trotzdem Austern verschlingende Queen. Es ist Anne, die Letzte der Tudors.

Am Pranger

Defoe ist offen ihr Feind. Er schreibt gegen die Anglikanische Kirche, gegen die Verfolgung Andersdenkender, für die Freiheit, fürs einfache Volk.

An den Pranger gestellt und ins Gefängnis geworfen, schaut er eine Zeitlang lieber nicht in den Spiegel: Um am Leben zu bleiben, spioniert er für die Königin und verbreitet Fake News – zum Beispiel löst er Intrigen aus und deckt sie unter anderem Namen auf: 198 Pseudonyme verwendet er als Autor mehrerer Zeitungen. Defoe bewegt sich in Windsor und in der Londoner Unterwelt. Am Ende riskiert er erneut sein Leben. Er begründet den investigativen Journalismus, prangert Korruption an, beschützt die Pressefreiheit, entlarvt Verschwörungstheorien.

Viel gibt es zu erzählen. Alles interessiert – das Bild einer alten Welt sowie die Abenteuer. Markus Gasser macht uns darauf aufmerksam, dass historische Romane gut geeignet sind, die heutige Zeit besser zu sehen.

Er verschweigt aber nicht: Eine gute  heutige Zeitung macht das ebenfalls.


Markus
Gasser
: „Die
Verschwörung der Krähen“
C.H. Beck Verlag
238 Seiten.
23,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

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