Buchkritik: Ljuba Arnautovic und "Junischnee"

Buchkritik: Ljuba Arnautovic und "Junischnee"
Nach Russland kam für sie die Ruhe erst in Wien-Ottakring

 Ihr erster Roman, zwischen toten Verwandten fließend, handelte von der Großmutter, die Juden in ihrer Wohnung in der Schellinggasse versteckte.

Nach Russland

Seit „Im Verborgenen“ (2018) weiß die in der Sowjetunion geborene, in den 1980-Jahren in Ottakring zur Ruhe gekommene Ljuba Arnautovic, dass sie den langen Atem für einen Roman hat. Dass sie unsentimental erzählen kann und Gefühle erst beim Lesen entstehen lässt. Dass sie nicht viele Wörter braucht, um Menschen vorzustellen. So beginnt „Junischnee“: „Anastasia hat keine Augenbrauen. Und mit 32 Jahren noch keinen Ehemann. Braucht sie keinen? Kriegt sie keinen?“

Diesmal stehen ihre Eltern im Mittelpunkt: Der Vater, ein Bub aus Wien, wurde 1934 auf die Krim geschickt, um vor den Nationalsozialisten in Sicherheit zu sein. Dort wurde er zum „Volksfeind“, als Hitler Russland den Krieg erklärte. Im Lager träumte er von Wien – die Stadt wurde für seine russische Ehefrau später zum Albtraum.

Ljuba
Arnautovic:

„Junischnee“
Zsolnay Verlag.
192 Seiten.
22,90 Euro

KURIER-Wertung: ****

Kommentare