Buchkritik: Ivan Ivanji und "Corona in Buchenwald"

Buchkritik: Ivan Ivanji und "Corona in Buchenwald"
Es wird nicht ganz so wie bei Boccaccio, als man in Flortenz vor der Pest flüchtete

Ivan Ivanj - Foto oben - war Titos Deutsch-Dolmetsch, auch Diplomat, Journalist. Er hat Auschwitz und Buchenwald überlebt, 92 ist er, er wohnt in Belgrad und Wien: Der Serbe hat viel erlebt und viel zu sagen, auch im Roman „Corona in Buchenwald“ setzt er mehrmals dazu an, bleibt aber zu lange dort stehen, wo die zwölf Personen vorgestellt werden, die sich mit Erzählen die Zeit vertreiben.

Quarantäne

Es sind zwölf ehemalige Buchenwald-Insassen aus aller Welt, die zum 75. Jahrestag der Befreiung kamen, aber wegen Corona gibt es keine Gedenkfeier. Einer von ihnen ist infiziert, alle müssen deshalb ins Weimarer Hotel Elephant (wo einst Hitler abstieg) in Quarantäne.

Über Videokonferenz erzählt jeder, was er loswerden will. Das sind nicht allein KZ-Erinnerungen, auch über Goethes Geliebte wird geredet. Die Idee kommt aus Boccaccios „Decamerone“, als zehn vor der Pest aus Florenz Geflüchtete insgesamt 100 Geschichten zum Besten gaben. Die sind ein Schatz.

 

Ivan Ivanji:
„Corona
in Buchenwald“
Picus Verlag.
256 Seiten.
24 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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