Buchkritik: Hans von Trotha und "Pollaks Arm"

Buchkritik: Hans von Trotha und "Pollaks Arm"
Mit dem falschen Arm sah Laokoon wie der Sieger im Todeskampf aus, aber das war ein Irrtum

Der rekonstruierte rechte Arm war heldenhaft ausgestreckt. Es sah so aus, als könnte Laokoon in der berühmten antiken Skulptur die Schlange besiegen. Der Original-Arm war verschwunden. Er wurde um 1905 vom österreichisch-tschechoslowakischen Kunstsammler und Archäologen Ludwig Pollak (1868 - 1939), der in Rom lebte, gefunden und dem Vatikan geschenkt. Der Arm war im Ellenbogen abgewinkelt. Damit war deutlich, Laokoon hatte gegen das Monster keine Chance.

Götter?

Der Vatikan wollte sich revanchieren und Pollak mit Familie retten, bevor die SS alle Juden in Rom inhaftierte und nach Auschwitz schickte. Er blieb im Haus: Wenn’s vorbestimmt ist, sollen sie kommen – und das ist der entscheidende Satz Pollaks in „Pollaks Arm“ – dem diskussionswürdigen Roman Hans von Trothas über die Nacht, bevor sich die SS durch Rom schlängelt:

„Gegen Schlangen, die die Götter schicken, gewinnt der Mensch nicht, nicht in dieser Welt.“ – Aber die SS war ja nicht von Gott geschickt ...


Hans
von Trotha:

„Pollaks Arm“
Wagenbach
Verlag.
144 Seiten.
18,90 Euro

KURIER-Wertung: ****

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