Buchkritik: Erich Hackl erzählt "Die Welt war ein Irrenhaus"

Buchkritik: Erich Hackl erzählt "Die Welt war ein Irrenhaus"
Im Leben des Malers Rudolf Schönwald war keine Zeit für schwarz lackierte Zehennägel

Fast ist man verärgert, wenn man an das Tamtam denkt, als Martin Suter den „biografischen Roman“ über den Ex-Fußballer Schweinsteiger geschrieben hat. So viel Text, so wenig interessant – es sei denn, man will wissen, wenn sich jemand die Zehennägel schwarz lackiert.

U-Boot

Hingegen „Die Welt war ein Irrenhaus“! Nicht aufhören will man, vom Leben des Wiener Malers Rudolf Schönwald, Jahrgang 1928, zu lesen. Wie er, in NS-Diktion „Halbjude“, in Ungarn die Nazizeit im Lager und als U-Boot überlebte, gemeinsam mit seinem noch jüngeren Bruder. Wie es danach zu Freundschaften mit Alfred Hrdlicka, Georg Eisler, Harry Glück, Barbara Coudenhove-Kalergi ... kam.

Noch dazu ist Erich Hackl (Foto oben) der Nacherzähler. Seit „Auroras Anlaß“ ist jedes Buch von ihm wahrhaftig, historisch, politisch – und immer sein bestes Buch. Jeder Satz Geschichte; und jeder Satz birgt eine Geschichte. Keiner steht nur da. Niemand hatte Zeit für schwarze Zehen.

 

Rudolf
Schönwald:

„Die Welt war ein Irrenhaus“
Nacherzählt von Erich Hackl.
Zsolnay Verlag.
 304 Seiten.
26,80 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

 

Buchkritik: Erich Hackl erzählt "Die Welt war ein Irrenhaus"

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