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Literatur

Buchkritik: Erich Hackl erzählt "Die Welt war ein Irrenhaus"

Im Leben des Malers Rudolf Schönwald war keine Zeit für schwarz lackierte Zehennägel

von Peter Pisa

04/22/2022, 04:30 AM

Fast ist man verärgert, wenn man an das Tamtam denkt, als Martin Suter den „biografischen Roman“ über den Ex-Fußballer Schweinsteiger geschrieben hat. So viel Text, so wenig interessant – es sei denn, man will wissen, wenn sich jemand die Zehennägel schwarz lackiert.

U-Boot

Hingegen „Die Welt war ein Irrenhaus“! Nicht aufhören will man, vom Leben des Wiener Malers Rudolf Schönwald, Jahrgang 1928, zu lesen. Wie er, in NS-Diktion „Halbjude“, in Ungarn die Nazizeit im Lager und als U-Boot überlebte, gemeinsam mit seinem noch jüngeren Bruder. Wie es danach zu Freundschaften mit Alfred Hrdlicka, Georg Eisler, Harry Glück, Barbara Coudenhove-Kalergi ... kam.

Noch dazu ist Erich Hackl (Foto oben) der Nacherzähler. Seit „Auroras Anlaß“ ist jedes Buch von ihm wahrhaftig, historisch, politisch – und immer sein bestes Buch. Jeder Satz Geschichte; und jeder Satz birgt eine Geschichte. Keiner steht nur da. Niemand hatte Zeit für schwarze Zehen.

 

Rudolf
Schönwald:

„Die Welt war ein Irrenhaus“
Nacherzählt von Erich Hackl.
Zsolnay Verlag.
 304 Seiten.
26,80 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

 

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